Tullibardine | aged 15 years | Distillery Bottling

Single Malt Scotch Whisky

43,0%vol. | bottled 2022 | First-fill Bourbon

un-chillfiltered

chillfiltered

natural colour

coloured

un-peated

peated

cask strength

Single Cask

Tullibardine 15 Jahre, ein Distillery Bottling, gereift in 1st fill ex-Bourbon und abgefüllt mit 43,0%vol.. Es wird in den Shops und der Base angegeben, der Whisky sei nicht gefärbt und nicht kühlgefiltert. Auf den Fotos der Etiketten finde ich diese Angabe nicht – zumindest die nicht erfolgte Kühlfilterung würde ich bei 43%vol. in Frage stellen. Die Farbe dagegen passt zum Alter und den Fässern. Der Whisky kostet Ende 2024 um die 50 € – das ist ein fairer Preis.

Nosing

In der Nase zunächst ein Potpourri aus Aromen, die genau zum Fass passen. Da sind vielfältige Früchte, da ist die zu erwartende Reife, da kommt auch ein Hauch Marzipan. Die 43%vol. wirken in der Nase nicht schwach, sie transportieren schöne Aromen von frisch aufgeschnittenen, reifen, roten Äpfeln, von Birnenkompott mit Vanilleeis, etwas Nelke und warmen, trockenen Kräutern. Im Vordergrund steht die Apfelnote. Die Aromen sind reif und unterstreichen das Alter von 15 Jahren.

Taste

Auch im Mund ist eine reife Fruchtnote bestimmend. Zu den Äpfeln kommen jetzt noch reife Mirabellen und eine Mandel-Vanille-Creme, vielleicht etwas Rafaello mit Kokosrapseln. Das Mundgefühl ist recht cremig, der Alkohol nicht auffällig und nicht zu schwach – auch wenn ich gerade überlege, wie der mit 46%vol. wäre. Das Holz ist mild aber vorhanden und sorgt für einen leicht trocken werdenden Verlauf mit Aromen von malzigem Getreidekaffee und Haselnüssen. Die Aromen sind sauber und klar.

Finish

Der Whisky startet mit süßer Cremigkeit und entwickelt sich zu einer leichten Trockenheit, die gut zum Alter passt und nussig-holzige Aromen mit trockenen, südlichen Kräutern hinterlässt. Es ist ein schöner Nachklang, der zum nächsten Schluck einlädt.

Conclusion

In einer Welt, in der seltsam gereifte Whiskys zu Phantasiepreisen verkauft werden und sich immer jemand findet, der das fair findet, weil es ja eigentlich gar nicht sein kann, dass ein 15jähriger Whisky nicht über 100 € kostet, ist der 15jährige Tullibardine eine Ausnahme. Es gibt leichte Einwände wg. der Alkoholstärke, die vermutlich eine Kühlfilterung notwendig macht. Aber der Whisky ist gut, hat ein schönes Aromenprofil. Vielleicht ist er wie viele Tullibardines etwas zu sauber und wohlerzogen. Aber er ist gut komponiert und ausgesprochen lecker.
Glen of River Spean near Tulloch Station, Highlands | © Klaus Bölling, www.boelling.de

Tullibardine Distillery

founded: 1949 | Region: Highlands
Owner: Terroir Distillers (Picard Vins & Spiritueux)
Capacity: 3.000.000 litres

Quelle: Ingvar Ronde, Malt Whisky Yearbook 2024

Tullibardine ist eine 1949 gegründete Distillery, auch wenn man gerne mit der Jahreszahl 1488 operiert. Zu dieser Zeit gab es dort eine Bierbrauerei, bei der King James – derjenige, der 1495 den Mönch John Cor im Kloster Lindores Abbey 1495 mit der Herstellung von aqua vitae beauftragte – nach seiner Krönung in Scone Bier einkaufte. Nun gut, Bier und Whisky, ist ja der gleiche Ausgangsstoff …

Und die 1927 stillgelegte Brauerei, die auf die ursprüngliche Brauerei von 1488 zurückgeht, wurde 1949 aufgekauft und zur Brennerei umgebaut – der damals ersten neueröffneten Brennerei in Schottland seit dem Jahr 1900.

Nach einigem Hin und Her wurde die Destillerie 1994 geschlossen, 2003 von neuen Eigentümern gekauft und mit dem Erlös vom Verkauf eines Teils des Brennereigeländes als Einkaufszentrum wieder in Betrieb genommen. Viele der alten Fassbestände mussten umgefüllt werden, da sie in schlechten Fässern lagen. Inzwischen gehört die Distillery einer französischen Weinhandelsgesellschaft, was zumindest den Nachschub hochwertiger Weinfässer sichert.

Die Marquess Collection, in der besonders gereifte Abfüllungen veröffentlicht werden, ist nach dem Marquess Sir William Murray of Tullibardine, der 1745 zu den Gefolgsleuten gehörte, die Bonny Prince Charlie von Frankreich nach Schottland begleiteten, um mit dem Aufstand der Jacobiten den Thron für die Stewarts zurückzuerobern. Murray wurde gefangen genommen und starb 1746 im Londoner Tower.