Tullibardine | aged 16 years | A Dream of Scotland

Single Malt Whisky

49,6%vol. | bottled 2024 | Spanish Brandy Hogshead Finish | Brühler Whiskyhaus

un-chillfiltered

chillfiltered

natural colour

coloured

un-peated

peated

cask strength

Single Cask

Tullibardine vom Brühler Whiskyhaus. Der Whisky ist 16 Jahre alt, reifte zunächst im Refill Sherry Hogshead wurde dann zwei Jahre in einem spanischen ex-Brandy Hogshead gefinisht. Ein wirklicher Fan von Rum oder Brandy Finishes bin ich nicht. Um den Preis unter 100 € zu halten, wurde der Tullibardine auf 49,6%vol. verdünnt. Ob das dann die ideale Trinkstärke ist – ideal drinking strength steht auf dem Etikett – sei mal dahin gestellt. Eine ausreichende Stärke dürfte es sein. Die Farbe ist golden.

Nosing

Der Whisky hat eine funkige Note, bei der ich Rauch assoziiere, was mich bei Tullibardine überrascht. Aber da ist eindeutig Torfrauch. Machen die rauchigen Whisky? Die Note ist auf jeden Fall interessant und gibt dem Whisky einen Aspekt, der ihm gut tut. Ansonsten kommen Früchte, vielleicht Pfirsich und etwas Mango, durch den Rauch und holziger Noten wird das Aroma im Nosing aber nicht süß, sondern herb mit leicht schmutzigem Aspekt.

Taste

Im Mund ist es dann doch ein recht süßer Antritt, der Alkohol ist noch immer kräftig, der Whisky liegt cremig auf der Zunge. Da sind Fruchtbonbons, die aber eher ein Gefühl bleiben, denn mit dem Schlucken kommt der Rauch, der noch eine gewisse Süße transportiert und keinen maritimen Charakter hat, sondern klassisch kräutrige Highland-Rauchigkeit. Interessant ist, dass der Rauch nach einigen Schlucken intensiver wird.

Finish

Gerade im Nachklang entfaltet sich die Rauchigkeit und bleibt mit Süße im Mundraum. Dazu kommt eine alkoholische Pfeffrigkeit. Später kommt auch eine leicht bittere Note, die auch Eichenaromen mitbringt.

Conclusion

Dieser Tullibardine ist anders als die Abfüllungen, die ich z. B. aus der Marquess Collection kenne. Die Rauchnote macht ihn interessant. Dann ist da aber trotzdem eine zuckrige Süße, mehr als Gefühl als tatsächlich, die mir nicht gefällt. Der Rauch ist gut, gibt etwas Funk – trotzdem fehlen Ecken und Kanten. Im Nachklang ist Holz vorhanden – im Geschmack manifestiert sich das Alter eher nicht.
North West Highlands, Coigach | © Klaus Bölling, www.boelling.de

Tullibardine Distillery

founded: 1949 | Region: Highlands
Owner: Terroir Distillers (Picard Vins & Spiritueux)
Capacity: 3.000.000 LPA

LPA: Litres of Pure Alcohol

Quelle: Ingvar Ronde, Malt Whisky Yearbook 2025

Tullibardine ist eine 1949 gegründete Distillery, auch wenn man gerne mit der Jahreszahl 1488 operiert. Zu dieser Zeit gab es dort eine Bierbrauerei, bei der King James – derjenige, der 1495 den Mönch John Cor im Kloster Lindores Abbey 1495 mit der Herstellung von aqua vitae beauftragte – nach seiner Krönung in Scone Bier einkaufte. Nun gut, Bier und Whisky, ist ja der gleiche Ausgangsstoff …

Und die 1927 stillgelegte Brauerei, die auf die ursprüngliche Brauerei von 1488 zurückgeht, wurde 1949 aufgekauft und zur Brennerei umgebaut – der damals ersten neueröffneten Brennerei in Schottland seit dem Jahr 1900.

Nach einigem Hin und Her wurde die Destillerie 1994 geschlossen, 2003 von neuen Eigentümern gekauft und mit dem Erlös vom Verkauf eines Teils des Brennereigeländes als Einkaufszentrum wieder in Betrieb genommen. Viele der alten Fassbestände mussten umgefüllt werden, da sie in schlechten Fässern lagen. Inzwischen gehört die Distillery einer französischen Weinhandelsgesellschaft, was zumindest den Nachschub hochwertiger Weinfässer sichert.

Die Marquess Collection, in der besonders gereifte Abfüllungen veröffentlicht werden, ist nach dem Marquess Sir William Murray of Tullibardine, der 1745 zu den Gefolgsleuten gehörte, die Bonny Prince Charlie von Frankreich nach Schottland begleiteten, um mit dem Aufstand der Jacobiten den Thron für die Stewarts zurückzuerobern. Murray wurde gefangen genommen und starb 1746 im Londoner Tower.

Brühler Whiskyhaus

Das Brühler Whiskyhaus ist durchaus ein eigenständiger deutscher unabhängiger Abfüller. Marco Bonn hat eigene Fässer, die zum Teil in Schottland, vor allem aber irgendwo in der Eifel lagern und die er individuell finisht und reift. Daher werden sie Abfüllungen grundsätzlich als Single Malt Whisky gekennzeichnet, das Wort Scotch taucht nicht auf. Er ist also nicht nur auf Broker angewiesen, sondern kann auf eigenen Stock zurückgreifen. Das führt zu eigenständigen und interessanten Abfüllungen, die über eine verschworene Internet-Community schnell vergriffen sind und – sicherlich auch aufgrund der eigenständigen, manchmal provokativen Label – stark gehypt werden. Oftmals gute Abfüllungen, auch wenn es nur begrenzte Transparenz bezüglich der genauen Reifung gibt!