Kilkerran | aged 16 years | Glengyle Distillery

Single Malt Scotch Whisky

46,0%vol. | bottled 2023 | 60% Sherry, 35% Bourbon, 5% Rum

un-chillfiltered

chillfiltered

natural colour

coloured

un-peated

lightly peated

cask strength

Single Cask

Fünfter und in diesem Blog letzter Tag des Campbeltown Malts Festivals. Morgen geht es hinüber auf die Isle of Islay zum Fèis Ìle.

Kilkerran 16 habe ich hier schon verkostet. Die damalige Abfüllung stammte aus dem Jahr 2021 und reifte zu 75% in ex-Bourbon und 25% in ex-Sherry. Zwei Jahre später erscheint das Batch in einer komplett anderen Zusammensetzung. Hier dominiert mit 60% ex-Sherry, dann kommen 35% ex-Bourbon und es gibt noch 5% ex-Rum-Fässer, die hoffentlich nicht allzuviel Einfluss nehmen können.

Anfang 2024 kostet der Whisky zwischen 100 und 110 €, was im Kosmos von Springbank ein halbwegs akzeptabler Preis ist. Farblich ist der Whisky recht hell, es wird also eher kein 1st fill Sherry im Spiel sein. Die Glengyle Distillery wird nur kurze Zeit im Jahr betrieben wird, wenn das Team von Springbank während der Routine-Wartung der Distillery hinüber zu Glengyle wechselt. Und warum hat man hier bei der notorischen Knappheit der Whiskys beider Brennereinen nicht einfach eine längere Produktionsperiode? Limitierender Faktor für die Produktion von Springband und Glengyle ist die verfügbare Maltmenge, die komplett auf den eigenen Malzböden selbst hergestellt wird.

Nosing

In der Nase ist der Whisky gar nicht alt, er hat eher frische Fruchtnoten von Äpfeln und fast reifen Birnen, vielleicht auch etwas weißer Pfirsich. Es bleibt fruchtig, da sind dann auch gelbe Pflaumen. Es sind aber eher keine dunklen Fruchtnoten und keine Trockenfrüchte. Was auch in der Nase fehlt ist der Rauch. Kilkerran sollte lightly peated sein, im Aroma habe ich aber keinen Peat, zumindest nicht spürbar. Bei der Handrückenprobe könnte Rauch vorhanden sein, er ist aber zurückhaltend. Mit ein paar Tropfen Wasser löst sich der Rauch besser, jetzt kommt auch eher das Feeling von Campbeltown Funk.

Taste

Geschmacklich ist der Whisk für mich recht schwierig. Er hat sicherlich einen leichten Rauch, vor allem sind da leicht bittere Röstaromen. Es kommt aber auch Süße, etwas Vanille – es erschließen sich für mich aber eher keine Sherry-Noten. Auch die 46%vol. könnten etwas voluminöser und aromengeladener wirken. Im Hintergrund ist der sprichwörtliche Funk. Aber auch das Alter kann ich nicht wirklich finden. Die Aromen brauchen tatsächlich Zeit, um sich zu entfalten, es dauert, bis der Whisky im Geschmack eindrucksvoller, kräftiger und überzeugender wird.

Finish

Im Nachklang ist dann der Rauch mit typischen Campbeltown-Aromen am Gaumen und bleibt dort auch länger haften. Es sind aber auch bittere Noten am Gaumen.

Conclusion

Der Whisky lässt mich etwas zwiegespalten zurück. Die Aromen sind typisch und interessant – sie sind aber auch verhalten und brauchen Zeit, um sich zu entfalten. Man sollte hier die Erwartungen bezüglich des Sherrys zurückschrauben, vielleicht war das Rum-Fass hier sogar wesentlich aktiver und hat mehr Melassesüße zugefügt. Auf jeden Fall muss man dem Whisky Zeit geben. Er entwickelt sich im Glas weiter und wird nach einiger Zeit zu einem leckeren Campbeltown-Whisky mit Ecken und Kanten, der mich aber trotzdem nicht vollends überzeugen kann.
Malt Mill, Glengyle Distillery, Campbeltown | © Klaus Bölling, www.boelling.de

Glengyle Distillery

founded: 2004 | Region:  Campbeltown
Owner: Mitchell’s Glengyle Ltd. (J&A Mitchell)
Capacity: 750.000 litres

Quelle: Ingvar Ronde, Malt Whisky Yearbook 2024

Ursprünglich wurde die Distillery 1872 von William Mitchell gegründet und bereits 1925 wieder geschlossen. 2000 wurde die Silent Distillery vom Besitzer der direkt benachbarten Springbank Distillery (der mit dem Gründer verwandt ist) gekauft und reaktiviert. Damit sollte unter anderem verhindert werden, dass Campbeltown mit damals nur noch zwei aktiven Distilleries den Status als eigenständige Whiskyregion verliert.

Betrieben wird die Distillery nur wenige Monate im Jahr von der Springbank-Crew. Von dort bezieht man auch das Malz. So wird auch nicht die mögliche Kapazität von 750.000 LPA erreicht, sondern eher um die 100.000 LPA.

Die Whiskys tragen den Markennamen Kilkerran, da die Marke Glengyle inzwischen anderweitig für einen Blended Whisky registriert wurde.