St. Kilian | bottled 2024 | Solera unpeated

Single Malt Whisky

57,3%vol. | aged 5 years | Solera by St. Kilian

un-chillfiltered

chillfiltered

natural colour

coloured

un-peated

lightly peated

cask strength

Single Cask

St. Kilian hat sich ein Solera System für die Reifung von Whisky ausgedacht. Das System besteht aus drei Stufen. Die unterste Stufe, Solera genannt, besteht in diesem Fall aus ex PX Sherry Fässern. Darüber liegt die 1. Criadera mit Fässern, die Medium Sherry, eine Mischung aus Oloroso und PX, enthielten. Darüber ist die 2. Criadera aus Manzanila Sherry Fässern. In diese 2. Criadera wurde Ende 2018 initial ein einjähriger Spirit aus dem American White Oak Barrel eingefüllt, der dann in die 1. Criadera wandert und nach weiterer Reifung in die Solera, aus der Anfang 2024 ca. ein Drittel des Whiskys entnommen und abgefüllt wurde. Dieses Drittel, wird aus der jeweils darüberliegenden Criadera aufgefüllt. In die oberste, 2. Criadera wird dann immer wieder diesmal dreijähriger St. Kilian Whisky nachgefüllt. Laut Website hat der abgefüllte Whisky ein Alter von 5 Jahren. Der Whisky wird in der 0,5 l Flasche für 99,90 € verkauft. Schauen wir, was er für diesen Preis leistet.

Nosing

Das ist deutlicher Sherry, der sofort in die Nase kommt. Der Whisky ist süß, sherrylastig, hat dunkles, angeröstetes Malz, hat zur Süße auch herb-holzige Aromen. Hier ist der junge Charakter von St. Kilian weit weniger auffällig als in anderen Abfüllungen. Der Sherry hat die reifen, dunklen Kirschen, etwas Pflaumenmus mit Zimt und auch den Hustensaft mit Thymian, der in der Nase aber dezent bleibt. Der süße Sherry wird durch leichte Holzaromen und etwas Nougat mit herbem Kakao abgefedert. Das ist der erste St. Kilian, auf den ich mich nach dem Nosing richtig freue.

Taste

Im Geschmack ist es ein Whisky ohne die störenden, jungen Aromen. Er ist nicht alt, hat aber reife Kirschen und Pfirsiche, süße Pflaumen. Dazu kommt Schokolade, etwas Marzipan mit Pflaumenfüllung. Der Whisky bleibt relativ süß, die Aromen sind aber nicht nur oberflächlich, sondern verbinden sich auch mit Holz in Form von dunklem Kakao. Es ist auch eine leichte Seifigkeit vorhanden, die ich mit Schwefel verbinde und die hoffentlich mit den nächsten Abfüllungen aus dem Solera-System verschwindet.

Finish

Im Nachklang trumpft dann die gemüsige Seifennote nochmal auf, klingt aber ab und hinterlässt noch etwas Holz und leichte Kirscharomen. Das ist noch kein überragender Nachklang, dazu ist die Reifung zu kurz – aber es ist schon vielversprechend.

Conclusion

Das ist ein St. Kilian, der schon mal ein Statement setzt. Vielleicht werden die Solera-Whiskys noch interessanter, wenn die dreijährigen Whiskys ihren Weg in die untere Solera gefunden haben, vielleicht ist dann auch die Gemüse-Seife verschwunden (sorry, anders kann ich das Aroma, das mich massiv in Whiskys stört nicht beschreiben. Hier ist es vorhanden, ich kann es aber weitgehend ignorieren. Und scheinbar nehmen es viele – zu ihrem Glück – nicht so wahr. Das ist ein süffiger Sherry Whisky, der sich nicht verstecken muss. Umgerechnet auf 0,7 l würde die Flasche fast 140 € kosten. Ernsthaft? Um diesen Preis zu rechtfertigen, müsste der Whisky noch etliche Jahre reifen und tiefer und komplexer werden.

Disclaimer: Die Whiskys für dieses Tasting habe ich von St. Kilian zur Verfügung gestellt bekommen. Sie sind Teil eines Tastingsets, das ich über die Pressestelle der St. Kilian Distillers kostenfrei ohne weitere Verpflichtung oder Vorteile anfordern konnte, worüber ich mich sehr gefreut habe. Herzlichen Dank dafür!

Nicht Franken, sondern Frühling in Nordhessen ... | © Klaus Bölling, www.boelling.de

St. Kilian Distillery

founded: 2015 | Region:  Deutschland
Owner: St. Kilian Distillers GmbH (Andreas Thümmler)
Capacity: 600.000 litres

Quelle: Ingvar Ronde, Malt Whisky Yearbook 2024

Die Legende besagt, dass der Investmentbanker Andreas Thümmler und die irische Whiskylegende David F. Hynes, der mit John Teeling Cooley aufgebaut hat und nun gemeinsam mit ihm Great Northern macht, aus einer Schnapslaune heraus 2012 eine Whiskydistillery in einer alten Textilfabrik in Thümmlers fränkischem Heimatdorf Rüdenau planten.

Zumindest wurde daraus mehr als eine Schnapsidee, denn vier Jahre später war die Planung Realität und in Rüdenau wird auf zwei Pot Stills von Forsyths Whisky gebrannt. Es ist die größte Malzwhiskydestillerie in Deutschland und sie arbeitet nach schottischen Vorbild. Für die rauchigen Whiskys wird schottisches Malz von Glenesk Maltings importiert.