St. Kilian | Whisky Bunker | Limited Release 2025

Single Malt Whisky

57,0%vol. | bottled 2025 | 30 l Fässer: ex-Rum, ex-Bourbon, Virgin Oak, ex-Oloroso

un-chillfiltered

chillfiltered

natural colour

coloured

un-peated

peated

cask strength

Single Cask

Gut, ich bin bei St. Kilian eher kritisch, da ich die Whiskys oft zu jung und unreif finde. Trotzdem ist es natürlich eine spannende Brennerei – für mich eigentlich die einzige wirklich spannende Brennerei in Deutschland. Deshalb freue ich mich, dass dieser kleine Blog auch zum Online-Tasting Ende März die Gelegenheit hatte, ein Tasting-Set anfordern zu können. Und da ich mich bereits beim letzten Online-Tasting ausführlich zu meinen Problemen mit St. Kilian geäußert habe, freue ich mich umso mehr, dass diesmal eine Abfüllung dabei war, die mich sofort begeistert hat.

Viele der St. Kilian Fässer lagern in einer alten Bunkeranlage (Bunker City) in der Nähe der Brennerei. Der Eigentümer von St. Kilian, Andreas Thümmler, hat nun eine eigene AG gegründet, die quasi als unabhängiger Abfüller agiert und Fässer lagert. Erstmal egal, der Typ ist Investmentbanker, da macht man sowas. Dieses Limited Release ist die erste Abfüllung der Whisky Bunker AG. Auch hier sind die Whiskys eher jung, sie reiften aber in einer Reihe kleiner Fässer. Das rettet nicht alles – könnte aber interessant sein.

Nosing

Das ist einer der ersten St. Kilians, die mich bereits beim Nosing catchen. Hier sind Aromen, die ich von den schottischen Whiskys kenne, die ich bei St. Kilian aber oft vermisst habe. Hier sind reife Früchte, hier ist Karamell, hier ist Schokolade. Vor allem fehlt aber der unreife, harsche, mineralisch-metallische Aspekt, der viele Whiskys der Brennerei für mich so schwer genießbar gemacht hat. Hier ist reifer, gelber Pfirsich, auch Dosenpfirsich (den ich liebe), hier ist Vanillesoße, etwas staubiger Kakao kommt aus dem Hintergrund. So muss Whisky riechen, der weltweit mitspielen möchte. Die Reife zeigt sich auch durch einen Alkohol, der im Nosing absolut gut eingebunden ist.

Taste

Im Geschmack braucht der Whisky natürlich einen guten Spritzer Wasser. Er ist jung und entsprechend stark ist auch der Alkohol. Der bleibt auch mit Wasser präsent, trägt aus den kleinen Fässern aber auch eine gute Aromenfracht. Dabei bleibt der Virgin Oak Anteil gut dosiert und bringt kein störendes Holz. Natürlich ist Holz vorhanden, natürlich bleibt der Alkohol stark – da sind aber auch Noten von angebranntem Karamell, da ist Kirsche im Hintergrund, da sind tropische Früchte.

Finish

Der Nachklang ist nicht besonders nachhaltig, er ist eher trocken, hat etwas Bitterstoffe und Alkohol. Da ist aber auch eine würzige Note und es bleibt ein Hauch von Holz.

Conclusion

Das ist vielleicht der erste St. Kilian, der mir eine Perspektive eröffnet, dass diese Distillery doch das Potential hat, irgendwann in der Champions League zu spielen. Noch immer ist der Whisky zu jung, das können die kleinen Fässer zum Teil kaschieren, aber bittere Anteile und unreife Momente bleiben präsent. Trotzdem ist das nicht alles, wie bei anderen Abfüllungen, sondern da sind Aromen, die gut und interessant sind, da sind Sensations.

Andreas Thümmler hat im Tasting mitgeteilt, dass die Whiskys der Jahrgänge 2016 und 2017 künftig unter Artenschutz stehen und erstmal nicht mehr abgefüllt werden. Das ist keine gute Perspektive und zeigt leider, dass nicht genügend Whisky für reife Abfüllungen gelagert wurde und stattdessen für irgendwelche Bud Spencer oder Band-Abfüllungen verballert wurde. Diese Abfüllung unterstreicht erneut, das große Potential von St. Kilian. Um es zu nutzen, braucht die Brennerei Abfüllungen, die mindestens 6 – 8 Jahre alt sind. Denn die anderen Abfüllungen des Tastings haben erneut gezeigt, dass junger St. Kilian kein leckerer St. Kilian ist. Aber diese Bunker Abfüllung macht Spaß!

Disclaimer: Den Whisky für dieses Tasting habe ich von St. Kilian zur Verfügung gestellt bekommen. Er ist Teil eines Tastingsets, das ich über die Pressestelle der St. Kilian Distillers kostenfrei ohne weitere Verpflichtung oder Vorteile anfordern konnte, worüber ich mich sehr gefreut habe. Herzlichen Dank dafür!

Weidendammer Brücke, Berlin | © Klaus Bölling, www.boelling.de

St. Kilian Distillery

founded: 2015 | Region:  Deutschland
Owner: St. Kilian Distillers GmbH (Andreas Thümmler)
Capacity: 600.000 LPA

LPA: Litres of Pure Alcohol

Quelle: Ingvar Ronde, Malt Whisky Yearbook 2025

Die Legende besagt, dass der Investmentbanker Andreas Thümmler und die irische Whiskylegende David F. Hynes, der mit John Teeling Cooley aufgebaut hat und nun gemeinsam mit ihm Great Northern macht, aus einer Schnapslaune heraus 2012 eine Whiskydistillery in einer alten Textilfabrik in Thümmlers fränkischem Heimatdorf Rüdenau planten.

Zumindest wurde daraus mehr als eine Schnapsidee, denn vier Jahre später war die Planung Realität und in Rüdenau wird auf zwei Pot Stills von Forsyths Whisky gebrannt. Es ist die größte Malzwhiskydestillerie in Deutschland und sie arbeitet nach schottischen Vorbild. Für die rauchigen Whiskys wird schottisches Malz von Glenesk Maltings importiert.