Aberfeldy | 2003 - 2020 | Gordon & MacPhail

Single Malt Scotch Whisky

59,2%vol. | aged 16 years | Refill Sherry Hogshead #15603407 | Connoisseurs Choice - Cask Strength

un-chillfiltered

chillfiltered

natural colour

coloured

un-peated

peated

cask strength

Single Cask

Dies ist mein erster Aberfeldy in diesen Tastings. Eigentlich eine Schande, denn es ist eine wunderschöne Distillery in einem netten Ort am River Tay. Ich bin mehrmals dort gewesen, habe auch die Distillery von außen angesehen – am Ende ist es dann aber doch eine Konzernbrennerei (Bacardi) mit teurem Shop und gefärbten Abfüllungen. Da bringt die ebenfalls zu John Dewar – also Bacardi – gehörende Craigellachie Distillery mehr Authenzität in die Bottlings. Und irgendwie gibt es von Aberfeldy auch eher selten bezahlbare unabhängige Abfüllungen.

Diese Abfüllung von Gordon & MacPhail habe ich in der Sample-Sammlung gefunden. Sie stammt aus dem Jahr 2020 und ist nicht mehr verfügbar. Sie hat wohl um die 120 € gekostet, hat einen schönen goldenen Farbton und macht mich jetzt doch neugierig auf Aberfeldy.

Nosing

In der Nase kommen würzige Sherrynoten mit dunkler Schokolade, Schokokuchen mit Nüssen. Der Alkohol ist im Nosing nicht spürbar. E ist auch eine leicht säuerliche Fruchtnote mit reifen Zwetschen und ein paar Kirschen vorhanden. Der Whisky ist reif – aber nicht alt und muffig, das Holz sticht nicht hervor, da ist aber eine leicht staubig-ledrige Grundlage, auf der sich die anderen Aromen entfalten.

Taste

Im Geschmack Früchte mit Pflaumen, Kirschen und dann kommt die Assoziation Physalis mit einer eher herben Fruchtnote. Der Alkohol ist stark und braucht Wasser. Das Holz ist dann im Geschmack auch präsenter als im Nosing und sorgt für eine würzige Grundlage mit dunkler Schokolade zu der die Früchte kommen. Es könnte ein Hogshead aus amerikanischer Eiche sein, da ist auch eine Vanillenote in der Basis.

Finish

Das Finish ist nicht unbedingt lang, es hat aber eine schöne Mischung aus herber Eiche, Schokolade und dann klebt am Gaumen auch noch ein Stückchen Haut von einer reifen Zwetsche, vielleicht auch noch ein Hauch Kirschbonbon. Insgesamt ist der Nachklang ausgehend von einem süßen Start eher trocken.

Conclusion

Das ist ein leckerer Whisky, der Lust auf mehr Aberfeldy macht. Es ist ein klassischer Sherry-Whisky, der aus einem guten Fass kommt. Die Aromen sind reif und tiefgehend, nicht einfach nur aufgesetzt aus einem schnellen Finishfass. So macht Whisky Spaß.
Aberfeldy Distillery, Highlands | © Klaus Bölling, www.boelling.de

Aberfeldy Distillery

founded: 1869 | Region: Highlands
Owner: John Dewar& Sons (Bacardi)
Capacity: 3.400.000 litres

Quelle: Ingvar Ronde, Malt Whisky Yearbook 2024

Aberfeldy wurde 1896 von John und Thommy Dewar erbaut und produzierte seit 1898 Single Malt für deren Beld White Label.

1925 kam John Dewar & Sons zur Distillers Company Ltd (DCL), 1998 kaufte Bacardi John Dewar & Sons von Diageo.

Aberfeldy ist Leadmalt von Dewar’s Blend, dem bestverkauften Scotch auf dem amerikanischen Markt. Es gibt eine Core Range mit verschiedenen Altersangaben – leider alles gefärbte und gefilterte Whiskys.

Gordon & MacPhail

Gordon & MacPhail ist eine der alten, traditionellen Firmen im Whisky Business. Die Company wurde 1895 in Elgin gegründet, wo auch heute noch der Firmensitz ist und wo auch heute noch in den gleichen Gebäuden der Laden der Firma ist. Die Company ist im Besitz der Urquhart Family.

Gordon & MacPhail gehört zu den etablierten unabhängigen Abfüllern mit einem großen Lager von Whiskys vieler Distilleries und exklusivem Zugang zu vielen Whiskys, die in besonderen Serien – z. B. den Distillery Labels – abgefüllt werden.

Aber Gordon & MacPhail ist nicht nur Abfüller, sondern inzwischen auch Besitzer der Benromach Distillery und der 2022 fertiggestellten The Cairn Distillery in der Nähe von Grantown-on-Spey.

Ende Juli 2023 hat Gordon & MacPhail bekanntgegeben, aufgrund auslaufender Verträge und steigender Preise künftig keinen New Make mehr einzukaufen und in Fässer zu füllen. Das dürte das Portfolio des Abfüllers in den nächsten Jahren grundlegend verändern und den Wandel vom unabhängigen Abfüller zum Distiller markieren.