Tullibardine | The Murray | 2012 – 2023 | Zinfandel Cask Finish

Single Malt Scotch Whisky

46,0%vol. | The Marquess Collection

un-chillfiltered

chillfiltered

natural colour

coloured

un-peated

peated

cask strength

Single Cask

Ein weiterer Tullibardine aus der Marquess Collection. Die Abfüllungen aus dieser Reihe beziehen sich alle auf den Markgrafen von Tullibardine, Sir William Murray. Egal. In der Collection erscheinen Whiskys die in besonderen Fässern reifen oder nachreifen konnten und daher oftmals interessant sind. Diese Abfüllung für den deutschen Importeur Whiskymax wurde im Zinfandel Cask gefinisht. Zinfandel entspricht dem italienischen Primitivo, ist also ein kräftiger Rotwein, der z. B. im Napa Valley in Kalifornien reift. Ob die Fässer daher kommen? Keine Ahnung.

Nosing

In der Nase ist der Whisky fruchtig mit Anklängen an britisches Weingummi, das weniger süß mit ein paar wachsigen Noten ist. Da sind auch leicht saure Weinaromen. Dazu kommen Aromen von mit Kakao bestäubten Pralinés und Trüffelschokolade.

Taste

Im Mund hat der Whisky eine perfekte Alkoholstärke. Die Weinnoten werden nicht zu süß, Schwefel fehlt (uff), es kommen Holzaromen, die für herbe Würze sorgen, da ist aber auch Karamell mit Malz und rotem Weingummi, heller Trüffelschokolade mit dunklem Kakaostaub. Der Whisky ist recht cremig am Gaumen, da ist vielleicht eine Rotweincreme mit Kakao und ein paar Kokosraspeln.

Finish

Der Rotweinaspekt führt zu einem trockenen Nachklang mit leicht bitteren Momenten. Da ist Holz, das nicht muffig wird und etwas malziger Kakao. Und ein wenig Weingummi bleibt auch am Gaumen mit etwas Bittermandel.

Conclusion

Tullibardine gehört zur französischen Firma Picard Vins & Spiritueux. Damit sollten Weinfinishes eine Stärke der Distillery sein. Bei dieser Abfüllung ist das tatsächlich so. Die Weinnoten geben dem Whisky eine zusätzliche Dimension, ohne die problematische Dimension von Weinreifungen zu haben: Schwefel. Ich finde hier keinen und bin erleichtert. Das ist ein Tullibardine, wie man ihn oft in der Marquess Collection findet: Er ist nicht zu komplex, sondern hat eine interessante Reifung, die ihn zu einem guten Trinkwhisky macht, der nicht zu langweilig wird, der gute Aromen bringt, die sich entwickeln, ohne zu herausfordernd zu werden. Der vor allem halbwegs bezahlbar bleibt (im Frühsommer 2024 für unter 60 € erhältlich – ok, mehr als 50 sollte er eigentlich nicht kosten). Mir gefällt diese Zinfandel-Abfüllung gut, auch wenn sie in der Base eher verhalten benotet wird.
Edinburgh | © Klaus Bölling, www.boelling.de

Tullibardine Distillery

founded: 1949 | Region: Highlands
Owner: Terroir Distillers (Picard Vins & Spiritueux)
Capacity: 3.000.000 litres

Quelle: Ingvar Ronde, Malt Whisky Yearbook 2024

Tullibardine ist eine 1949 gegründete Distillery, auch wenn man gerne mit der Jahreszahl 1488 operiert. Zu dieser Zeit gab es dort eine Bierbrauerei, bei der King James – derjenige, der 1495 den Mönch John Cor im Kloster Lindores Abbey 1495 mit der Herstellung von aqua vitae beauftragte – nach seiner Krönung in Scone Bier einkaufte. Nun gut, Bier und Whisky, ist ja der gleiche Ausgangsstoff …

Und die 1927 stillgelegte Brauerei, die auf die ursprüngliche Brauerei von 1488 zurückgeht, wurde 1949 aufgekauft und zur Brennerei umgebaut – der damals ersten neueröffneten Brennerei in Schottland seit dem Jahr 1900.

Nach einigem Hin und Her wurde die Destillerie 1994 geschlossen, 2003 von neuen Eigentümern gekauft und mit dem Erlös vom Verkauf eines Teils des Brennereigeländes als Einkaufszentrum wieder in Betrieb genommen. Viele der alten Fassbestände mussten umgefüllt werden, da sie in schlechten Fässern lagen. Inzwischen gehört die Distillery einer französischen Weinhandelsgesellschaft, was zumindest den Nachschub hochwertiger Weinfässer sichert.

Die Marquess Collection, in der besonders gereifte Abfüllungen veröffentlicht werden, ist nach dem Marquess Sir William Murray of Tullibardine, der 1745 zu den Gefolgsleuten gehörte, die Bonny Prince Charlie von Frankreich nach Schottland begleiteten, um mit dem Aufstand der Jacobiten den Thron für die Stewarts zurückzuerobern. Murray wurde gefangen genommen und starb 1746 im Londoner Tower.