Port Charlotte | aged 14 years | A Dream of Scotland

Single Malt Whisky

53,7%vol. | bottled 2024 | Oloroso Butt & Bordeaux Finish | Brühler Whiskyhaus

un-chillfiltered

chillfiltered

natural colour

coloured

un-peated

peated

cask strength

Single Cask

Ein 14 Jahre alter Port Charlotte aus der A Dream of Scotland Serie des Brühler Whiskyhauses, der Anfang 2025 erschienen ist und für 136,90 € verkauft wurde. Wie immer beim Brühler Whiskyhaus war er nicht lange verfügbar. Manchmal finde ich die Etiketten inzwischen nicht so toll – dieses ist wieder mal sehr gut gelungen und die Taucherin im gelben Anzug erinnert an die legendäre gelbe Untersee-Drohne, die 2005 bvor Islay aus dem Meer gefischt wurde und von Bruichladdich für deren WMD II ‚Yellow Submarine‘ Whisky genutzt wurde.

Nosing

Der Rauch ist in der Nase vorhanden, er ist aber gar nicht so im Vordergrund, sondern kommt mit viel Süße von roten Beeren, auch Erdbeeren. Dann sind da ein paar Kräuter, vielleicht etwas Thymian und der Rauch bekommt eine martime Note von Algen im Spülsaum am Strand. Und da ist auch roter Wein, etwas satter Rotwein, zu dem man ein Kräuterbonbon lutscht. Der Alkohol kommt als frische Mentholnote in die Nase.

Taste

Im Mund ist der Alkohol relativ stark und ich brauche ein paar Tropfen Wasser. Die tun dem Whisky gut, die Aromen öffnen sich mehr, das ist auch im Geschmack ein kräftiger schluck Rotwein am glimmenden Torffeuer mit ein paar Kelpstängeln am Strand von Loch Indaal. Auch im Geschmack kommt zum Wein das Kräuterbonbon, dazu aber auch Kirscharomen und etwas gelber Pfirsich. Die Süße der Früchte ist nicht dominant und wird durch den Rauch in eine herbe Gesamtaromatik abgefedert.

Finish

Der Whisky endet mit einer leicht mineralisch-trockenen Note, am Gaumen ist der Rauch mit etwas Holz und Strand, leichter Funk aber kein offensichtlicher Schwefel. Die Aromen bleiben einige Zeit am Gaumen erhalten.

Conclusion

Das ist ein schöner Port Charlotte, bei dem die verschiedenen Aromen gut miteinander verbunden sind und der genügend Reife hat, um den Rauch nicht zu dominant werden zu lassen. Die Weinreifung passt gut zu diesem Port Charlotte und gibt ihm eine interessante Fruchtigkeit.

Ich gehe davon aus, der Oktopus vom Etikett hat die gelbe Taucherin aus seinen Tentakeln entlassen, nachdem sie versprochen hat, ihm vom Strand aus ein Gläschen mit diesem Whisky zu reichen, das sie dann beide genossen haben, während das Yellow Submarine friedlich eine Runde durch Loch Indall dreht und die Sonne im Westen versinkt. Slàinte mhath!

Port Charlotte, Loch Indaal, Isle of Islay | © Klaus Bölling, www.boelling.de

Bruichladdich Distillery

founded: 1881 | Region: Islay
Owner: Rémy Cointreau
Capacity: 2.000.000 LPA

LPA: Litres of Pure Alcohol

Quelle: Ingvar Ronde, Malt Whisky Yearbook 2025

Eine Distillery mit allen Geschichten über Glanz und Elend der Whiskyindustrie. Nach etlichen Besitzerwechseln wird die Brennerei 1995, damals im Besitz von Whyte & Mackay, geschlossen. Und es beginnt eine der großen Geschichten des Whiskys.

2000 kauft Murray McDavid, der unabhängige Abfüller mit Mark Reynier als einem der Investoren, die Distillery. Reynier wird der Mastermind, der die Distillery mit Jim McEwan and the late Duncan McGillivray zu neuem Leben und Glanz erweckt und mit Wine Cask Finishes und Fassexperimenten die Whiskyszene aufmischt.

Bruichladdich wird zu einem Kreativpool und entwickelt mit dem rauchigen Port Charlotte und dem noch rauchigeren Octomore neue Spezifikationen. Aber Reynier ist nicht allein, es sind weitere Investoren an Bord. Und die lecken Blut als Rémy Cointreau die Distillery 2012 kaufen möchte und die damals unglaubliche Summe von 58 Mio. Pfund auf den Tisch legt.

Die Distillery geht an den Konzern, die Geeks trauern, Reynier ist nur sehr bedingt einverstanden. Zwei Jahre später investiert er sein Geld in eine stillgelegte Guinness-Brauerei in Waterford und setzt fortan viele der auf Islay entwickelten Ideen in Irland um. Leider scheitert diese Distillery Ende 2024 zunächst mit einer Insolvenz, während Bruichladdich eine der angesagtesten Brennereien auf der Isle of Islay bleibt.

Brühler Whiskyhaus

Das Brühler Whiskyhaus ist durchaus ein eigenständiger deutscher unabhängiger Abfüller. Marco Bonn hat eigene Fässer, die zum Teil in Schottland, vor allem aber irgendwo in der Eifel lagern und die er individuell finisht und reift. Daher werden sie Abfüllungen grundsätzlich als Single Malt Whisky gekennzeichnet, das Wort Scotch taucht nicht auf. Er ist also nicht nur auf Broker angewiesen, sondern kann auf eigenen Stock zurückgreifen. Das führt zu eigenständigen und interessanten Abfüllungen, die über eine verschworene Internet-Community schnell vergriffen sind und – sicherlich auch aufgrund der eigenständigen, manchmal provokativen Label – stark gehypt werden. Oftmals gute Abfüllungen, auch wenn es nur begrenzte Transparenz bezüglich der genauen Reifung gibt!