Whisky Week | Caol Ila | Islay Home of Johnnie Walker?

Diageo hat massiv investiert – Caol Ila hat jetzt ein schickes Besucherzentrum und eine stylische Bar und der neue Claim lautet ‚The Islay Home of Johnnie Walker‘. Aber möchten wir wirklich, dass der schicke Striding Man in Port Askaig auf Islay heimisch wird?

Klar, einem Konzern wie Diageo geht es weniger um die Single Malts, die für uns Nerd das Wichtigste sind. Geld verdient der Konzern mit seinen Blends und da natürlich vor allem mit Johnnie Walker, einer der wertvollsten Marken des Konzerns. Diese Marke muss gehegt und gepflegt werden. Die anderen Konzerne machen das nicht anders. Single Malt ist als Bestandteil der Rezeptur interessant – oder eben als Luxusprodukt, dass die Marke Johnnie Walker aufwertet. Und so ist das Islay Home des Striding Man vielleicht wichtig, um ihn aus dem billig riechenden Dunstkreis der Queen Margot herauszuheben, deren Heim niemand kennt.

Diageo betreibt die Premiumisierung einiger Single Malts sehr bewusst. Denn Luxusprodukte haben einen entscheidenden Vorteil: Sie können zu Phantasiepreisen verkauft werden, wie der Konzern alljährlich mit seinen Special Releases beweist. Zu Zeiten, als die Special Releases noch nicht gänzlich unverschämt waren, gab es unpeated Abfüllungen von Caol Ila. Aber auch die Preise der Whiskys aus Islays größter Brennerei steigen und scheinbar wird das Angebot von Fässern für unabhängige Abfüller verknappt und massiv verteuert. Also wird wohl auch hier ein Massenprodukt zum Luxusprodukt gepusht.

Caol Ila Distillery, Port Askaig, Isle of Islay | © Klaus Bölling, www.boelling.de

Islay Whiskys sind nicht länger Special Interest von ein paar hartgesottenen Freaks, die auf rauchige Whiskys stehen. Und Ardbeg hat vorgemacht, wie man junge NAS-Abfüllungen zu gesuchten Sammelobjekten macht, für die fast jeder Preis genommen werden kann. Also geht auch Diageo diesen Weg. Denn mit Port Ellen hat der Konzern jetzt drei Brennereien auf der Insel und muss sich von den anderen Marken und den neuen Destillen abheben, denen man jetzt auch die Versorgung mit Malz aus den Port Ellen Maltings gestrichen hat. Das wird für die eigenen Marken gebraucht, Islay boomt.

Port Askaig, Isle of Islay | © Klaus Bölling, www.boelling.de

So scheinen die Zeiten zu Ende zu gehen, in denen die Whiskys aus der Brennerei am Sound of Islay mit dem Blick hinüber zur Isle of Jura zu vernüftigen Preisen gut verfügbar waren. Das ist schade. Interessiert hatten mich von der Brennerei schon immer die unabhängig abgefüllten Whiskys und die undisclosed Islay-Abfüllungen, die natürlich ebenfalls häufig aus der größten Distillery der Insel stammten. Die gefärbten Originale fand ich immer weniger interessant. Also bleibt zu hoffen, dass der Striding Man nicht wirklich heimisch auf Islay wird und im Islay Home of Johnnie Walker nicht nur Luxus hergestellt wird.

Whisky Week | Caol Ila | Islay Home of Johnnie Walker?