Bunnahabhain | aged 17 years | A Dream of Scotland

Single Malt Whisky

54,3%vol. | bottled 2024 | 1st Fill Sherry Hogshead | Brühler Whiskyhaus

un-chillfiltered

chillfiltered

natural colour

coloured

un-peated

peated

cask strength

Single Cask

Ein Bunnahabhain aus der A Dream of Scotland Reihe des Brühler Whiskyhauses, der ein grundlegendes Problem hat: Dieser Whisky ist rauchig, das steht aber nirgends. In den letzten Jahren hat sich etabliert, dass unabhängig abgefüllte, rauchige Bunnas als Staoisha bezeichnet werden. Der Whisky kostet immerhin 150 € – da sollte man erwarten, dass Rauch angegeben wird, da Kunden – insbesondere nach den erfolgreichen Cask Strength Abfüllungen – Bunnahabhain als ungetorften Whisky erwarten. Mir selbst macht es nichts, da ich Staoisha mag – die intransparenten Angaben des Whiskyhauses bei Premiumwhiskys finde ich aber nicht mehr angemessen. Das 1st fill Sherry Hogshead hat eine dunkle Farbe hinterlassen.

Nosing

Im Nosing entwickelt der Whisky zunächst eine schöne süße Rauchnote, die dann auch angebrannte Röstaspekte entwickelt und trocken wird. Es ist ein Islay-Rauch, der zur Nord-Ost-Küste Islays passt, der maritime Noten hat, aber nicht zu qualmig wird. Hinter dem Rauch kommt reifer gelber Pfirsich, Mango ist da, leichte weihnachtliche Gewürze kommen hinzu, vielleicht auch etwas Marzipan.

Taste

Im Geschmack ist der Whisky zunächst kräftig und braucht ein paar Tropfen Wasser. Dann ist der Alkohol gut eingebunden, es kommt ein malziger Grundcharakter mit etwas Süße und dann übernimmt der Rauch mit einer maritimen Islay-Note. Da ist auch Aprikosen-Konfitüre, dazu kommen getrockente Pflaumen. Der Whisky hat durchaus trocvkene Aromen mit etwas Bitterkeit und Würze. Und er hat auch einen Schwefelaspekt, der hier zu vernachlässigen ist, aber zeigt, dass das Whiskyhaus verschwefelte Fässer verwendet, was ich in dieser Preisklasse für ein No-Go halte.

Finish

Der Nachklang ist nicht besonders aufgeprägt, das Alter manifestiert sich zumindest nicht durch außergewöhnliche Tiefe und das Holz bleibt dezent. Da ist der schöne Rauch, der auch am Gaumen bleibt. Der Whisky endet trocken, da bleibt aber auch das Gefühl einer süßen Fruchtnote am Gaumen.

Conclusion

Das ist ein schöner Whisky, das ist ein leckerer Whisky. Für unter 100 € würde ich ihn vielleicht auch kaufen. Für 150 € nicht. Dafür kommt das Alter zu wenig zur Geltung, dafür sind die Aromen nicht komplex und nachhaltig genug, dafür stört dann doch der Schwefelhauch. 150 € sind eben viel Geld. Dafür erwarte ich auch mehr Infos – nicht nur über den Peat – sondern auch über das Fass, die Lagerung etc. Lag er die ganzen 17 Jahre im 1st fill Sherry Hogshead? Glaube ich eigentlich nicht. Wo wurde er gereift und nachgereift? In Schottland, in Deutschland? Sorry, bei 150 € geht es um mehr als nur den Geschmack. Denn der ist für diesen Price Tag nicht ausgeprägt genug.
Bunnahabhain Distillery, Isle of Islay | © Klaus Bölling, www.boelling.de

Bunnahabhain Distillery​

founded: 1881 | Region: Islay
Owner: CVH Spirits
Capacity: 3.800.000 LPA

LPA: Litres of Pure Alcohol

Quelle: Ingvar Ronde, Malt Whisky Yearbook 2025

Bunnahabhain ist eine Distillery an der Nord-Ost-Küste von Islay. Ursprünglich sind hier, direkt gegenüber der Isle of Jura, Caol Ila und Bunnahabhain beheimatet. Eine kleine Single Track Road führt von Port Askaig oberhalb der Küste zu den Brennereien. Wer hier fährt, muss immer darauf hoffen, keinem LKW zu begegnen, der die Distilleries beliefert oder Ware abholt. Mittlerweile hat sich die neue Distillery Ardnahoe zwischen die beiden Islay-Ikonen gedrängt.

Bunnahabhain ist auch eine der Destillen mit wechselvoller Geschichte vor dem Whiskyboom. 1982-84 war sie geschlossen, geriet 1999 in die Fänge der Edrington Group und wurde erneut geschlossen (bis auf ein paar Wochen Produktion). 2003 übernimmt Burn Stewart (Deanston, Tobermory, Bunnahabhain), die dann 2013, nach einer Zwischenstation bei einem Finanzinvestor, zur Distell Group, einem südafrikanischen Konzern, kommen. Das hat zumindest Kontinuität und Qualität in die Produktion und Range der Distillery gebracht.

Burn Stewart war nicht Bestandteil der Übernahme der Distell Group durch Heiniken und ging daher im April 2023 in CVH Spirits (Capevin Holding) auf.

Bunnahabhain füllt ungetorfte, oft im Sherry-Fass gereifte Islay Whiskys ab, hat aber auch stark rauchige Abfüllungen, die unabhängig unter der Namen Staoisha abgefüllt werden.

Brühler Whiskyhaus

Das Brühler Whiskyhaus ist durchaus ein eigenständiger deutscher unabhängiger Abfüller. Marco Bonn hat eigene Fässer, die zum Teil in Schottland, vor allem aber irgendwo in der Eifel lagern und die er individuell finisht und reift. Daher werden sie Abfüllungen grundsätzlich als Single Malt Whisky gekennzeichnet, das Wort Scotch taucht nicht auf. Er ist also nicht nur auf Broker angewiesen, sondern kann auf eigenen Stock zurückgreifen. Das führt zu eigenständigen und interessanten Abfüllungen, die über eine verschworene Internet-Community schnell vergriffen sind und – sicherlich auch aufgrund der eigenständigen, manchmal provokativen Label – stark gehypt werden. Oftmals gute Abfüllungen, auch wenn es nur begrenzte Transparenz bezüglich der genauen Reifung gibt!