Emperor's Way | Otto I. (The Child) | Hercynian Distilling Co.

Single Malt Whisky

59,8%vol. | bottled 2024 | PX & Oloroso Sherry Hogsheads & Octaves

un-chillfiltered

chillfiltered

natural colour

coloured

un-peated

lightly peated

cask strength

Single Cask

Die Hercynian Distillery – früher einfach Hammerschmiede – im Harz gehört zu den etablierten deutschen Whiskybrennereien und genießt einen guten Ruf. Das hat auch viel mit dem Fassmanagement zu tun, denn man setzt auf ausgeprägte Fassreifungen. Für diese Abfüllung wurden Whiskys aus den Jahren 2016-2021 aus ex-Sherry Hogsheads und Octaves aus europäischer Eiche miteinander vermählt und 2024 abgefüllt. Das heißt, es ist 3-7jähriger Stoff, der hier abgefüllt wird. Ok, das sind wir wieder bei meinem Problem mit deutschem Whisky, denn die Flasche wird für Preise zwischen 134 – 150 € verkauft.

Bei der Fassauswahl ist die Farbe natürlich recht dunkel. Der Whisky ist peated, was ihn interessant machen könnte. Verwendet wird niedersächsischer Torf (28 – 30 ppm lt. Brennerei), auch das Getreide ist lokal angebaut. Der Name Emperor’s Way bezieht sich auf den Kaiserweg in der Nähe der Brennerei und Otto I. ist der 1204 geborene Enkel von Heinrich dem Löwen. Gute Geschichte – mit dem Whisky hat es nichts zu tun.

Nosing

In der Nase sind die fast 60%vol. klar zu spüren, darunter sind aber auch schöne Sherry-Noten mit etwas Nougat und würziger Frucht. Da ist Kirschsirup, da sind Pflaumen, da ist aber auch ein leichte bittere Basis und da ist der Alkohol als störendes Element. Irgendwie sind auch Röstaromen vorhanden. Aber wo ist der Rauch? Ok, da kommt eine Ahnung von Rauch, die im fast leeren Glas deutlicher ist, als im Dram selbst.

Taste

Trotz Wasser bleibt der Whisky im Mund hot. Er liegt auch unruhig im Glas und hat keine ölige Konsistenz, die ihm vielleicht gut stehen würde. Ich finde es schwierig, die Aromen zu identifizieren, da sie vom Alkohol überlagert werden und noch mehr Wasser auch nicht gut tut. Auf der anderen Seite sind die Aromen da. Da ist die nussige Würze, die sich auf der Kirsch-Pflaumen-Basis entfaltet, vom Alkohol aber wieder zurückgedrängt wird. Auch im Geschmack habe ich Schwierigkeiten, den Rauch zu identifizieren. Er ist als auch im Geschmack nicht wirklich präsent.

Finish

Der Whisky ist nicht nachhaltig, er verschwindet nach nicht allzu langer Zeit fast gänzlich aus dem Mund. Und das sollte bei einem peated Malt deutlich anders sein.

Conclusion

Dieser Whisky ist zu jung. Er könnte großartig sein, er hat gute Aromen – aber die hatten einfach zu wenig Zeit, sich zu entwickeln und die rassen, alkoholischen Noten hatten zu wenig Zeit, sich abzubauen. Vielleicht hätte man auch einfach nur auf 7jährige Whiskys setzen sollen. Es fehlt die Balance, die wirkliche Tiefe – aber das ist angesichts des Alters doch auch kein Wunder. Und irgendwie wird auch die Chance, die Peat gerade bei jungen Whiskys bietet, um die Komplexität zu erhöhen und das Alter zu kaschieren, hier nicht genutzt, da die Torfnoten nach meinem Empfinden zu zart sind. 

So ist das Ergebnis sicherlich nicht schlecht – rechtfertigt aber aus meiner Sicht nicht den Preis, der reine Phantasie ist. Für nicht einmal 10 € mehr gab es gerade vom Brühler Whiskyhaus einen 16 Jahre alten Port Charlotte, der wirklich gut war. Da muss man dann schon Fan der Brennerei im Harz sein, um die 149 €, die der Whisky im Brennereishop kostet, zu zahlen. Das bin ich nach dieser Abfüllung noch nicht.

Nicht im Harz, aber in Deutschland ... | © Klaus Bölling, www.boelling.de

Hercynian Distilling Co.

founded: 2002 | Region: Harz
Owner: Karl Theodor Buchholz
Capacity: 30 – 35.000 LPA

Quelle: www.hercynian-distilling.de/deutsch/unsere-distillery

Die Hammerschmiede im Harz gehört inzwischen zu den etablierten deutschen Whiskybrennereien. Spirituosen stellt man hier seit 1985 her, 2002 kam der Whisky hinzu. Die Whiskys hatten von Anfang an Fans, denn die Hammerschmiede setzt auf den Einfluss der Fässer und hat daher immer sehr dunkle Whiskys für Farbtrinker hergestellt. Genau dies wird von anderen auch kritisiert.

Die Brennerei versteht sich eher als Manufaktur und setzt auf regionale Produkte. Anfangs trug die Hauptmarke den Namen Glen Els, was später in Elsburn geändert wurde, um der Drangsalierung durch die Scotch Whisky Association zu entgehen.

Die Brennerei hat eine recht interessante Website, auf der transparent über die Brennerei, die Herstellung und die Zutaten informiert wird.