Glenfarclas | 105 | Cask Strength

60,0%vol. | 1 Liter Travel Retail

un-chillfiltered

chillfiltered

natural colour

coloured

un-peated

peated

cask strength

Single Cask

Whisky for Two – zwei Whiskys, getastet an zwei aufeinander folgenden Tagen und ein paar Gedanken über das Tasting hinaus.

Eine weitere Legende aus der Glenfarclas Distillery. Den 105 gab es früher mit einer Altersangabe von 10 Jahren. Die ist seit etlichen Jahren verschwunden. Begründet wird es mit der Abfüllstärke von 60%vol., die Batch Strength ist. Die Fässer werden so gemischt, dass man am Ende auf 60%vol, 105 Proof, kommt. Durch klimawandelbedingt steigende Temperaturen auch in den Highlands, halten immer weniger Fässer diese Stärke über 10 Jahre, daher muss man auch jüngere Fässer zumischen. Ok, kann sein, dass es so ist.

Ansonsten ist der Whisky sherrygereift und in der Literflasche für unter 50 € erhältlich. Manchmal auch für weniger als 40 €. Das ist ein Wort.

Nosing

Glenfarclas verkauft auch massiv teure Family Casks die forth Fill sind. Also kann man auch hier von etlichen Refills ausgehen. Trotzdem hat er ein sauberes Aroma, da kommt kein altes, muffiges Holz. Er hat Fruchtcocktail mit reifen Birnen und Kirschen – ja, auch diese seltsam gefärbten, künstlichen Kirschen, die ja trotzdem ihren Reiz haben. Der Alkohol trägt die Aromen deutlich nach vorne – er sticht aber nicht unangenehm und ist gut eingebunden. In der Nase sind die Aromen nicht jung und unreif. Dieser Glenfarclas macht Lust auf den ersten Schluck.

Taste

Ein wenig Wasser braucht er schon – aber so ganz schlimm ist es ohne auch nicht. Dabei sind ja 60%vol. durchaus eine Ansage. Ok, er braucht Wasser …

Im Geschmack ist er schwieriger als der 18er, was am starken Alkohol liegt, der verdünnt werden muss und dabei auch zu einer Verdünnung der Aromen führt. Das fördert dann auch etwas müderes Holz in den Vordergrund. Insgesamt bleibt er aber schön sherryfruchtig mit leichtem Nougat. Ja, hier ist die Kakaobutter durch Palmfett substituiert – aber es bleibt ein Aspekt von Prinzenrolle und ihren Nachahmern. Da weiß man ja auch, dass es nicht die beste Schokolade ist und geifert trotzdem nach dem nächsten Keks.

Finish

Sauber, keine Fehlnoten, kein bitteres Holz – der Nachklang ist nicht ausgeprägt und komplex – er ist aber auch nicht schwach und muffig. Da ist noch Frucht, da ist noch Kakao und Gewürz.

Conclusion

Der ist gut. Punkt. Bei diesem Whisky darf man gar nicht darüber nachdenken, welche tollen, unendlich gehypten Einzelfässer man so probiert und dann gedacht hat: Nun ja, mag sein, ist viellicht nice – but the price? Der 105 hat kein Age Statement mehr, ok. Vielleicht ist er auch schlechter, als vor etlichen Jahren, maybe. Aber die Welt ist ja ohnehin schlechter geworden. Am Ende lautet das Fazit dann doch: Kauf dir einen Liter von dem Stoff, genieß ihn, hab‘ Spaß. Und hör endlich auf, diesen elenden, sirupgefärbten Whiskys nachzujammern, die unendlich teuer sind und am Ende muffigen Gammel-Eichen-Pelz auf den Zähnen hinterlassen. Dieser Glenfarclas 105 ist ein sauber gearbeiteter Whisky, der gut zu Trinken ist und Spaß macht. Slàinte!
© Klaus Bölling, www.boelling.de

Glenfarclas Distillery

founded: 1836 | Region: Speyside
Owner: J. & G. Grant
Capacity: 3.500.000 litres

Quelle: Ingvar Ronde, Malt Whisky Yearbook 2022

Eine der großen und ikonischen Distillerys in Schottland, nicht in Konzernhand, sondern seit Generationen im Besitz der Familie Grant. Während viele Distillerys auf NAS setzen und die älteren Jahrgänge zu Phantasiepreisen anbieten, gibt es von Glenfarclas Whiskys mit Alter und alte Whiskys zu guten Preisen. Allerdings hat die Distillery auch keine Skrupel, viertbefüllte Fässer als teures Einzelfass zu verkaufen.

Glenfarclas steht für Sherry-Whiskys und befüllt vorzugsweise Oloroso Sherry Casks. Sie bezeichnen ihre Whiskys als Highland Single Malt – die Distillery liegt aber in der Speyside. Aber klar, Speyside ist ja auch Highlands.