Glenfarclas | Heritage | 60%vol.

Distillery Bottling | No Age Statement | bottled 2022

un-chillfiltered

chillfiltered

natural colour

coloured

un-peated

peated

cask strength

Single Cask

Whisky for Two – zwei Whiskys, getastet an zwei aufeinander folgenden Tagen und ein paar Gedanken über das Tasting hinaus.
Heritage ist eine Abfüllung aus dem Jahr 2022, die es aber auch in Vorgänger-Batches gab. Viel Infos gibt das Etikett nicht her. Der Whisky ist mit 60%vol. abgefüllt, die Cask Strength sein sollen. Zu Alter, Färbung, Kühlfilterung und Fassauswahl gibt es keine Angaben. Gehen wir mal davon aus, dass er weder gefärbt noch kühlgefiltert ist. Und die Fässer dürften Glenfarclas-typisch Sherry-Fässer sein. Gibt es einen Unterschied zum 105 aus der Literflasche?

Nosing

Im Nosing hat der Whisky wenig Früchte, ist eher würzig mit Kräutern, dunkler Schokolade und Holz. Es sind hinter den Fassaromen aber auch deutlich junge Aromen zu spüren, die etwas raue Bitterkeit und metallischen Charakter mitbringen. Mit ein paar Tropfen Wasser werden die holzigen Kräuternoten deutlicher und die Jugend nimmt ab. Es kommt alte Zimtrinde mit Kakao. Im Hintergrund liegen auch ein paar angegammelte Grapefruitschalen. Das ist insgesamt eine schöne und dann doch nicht zu junge Note.

Taste

Der Alkohol ist auch mit Wasser kräftig und etwas schlechter eingebunden als beim 105er. Zu einer dick eingekochten und etwas angebrannten Pflaumenmus-Aromatik kommt ein gehöriger Hauch Schwefel, der aber nicht seifig wird. Trotzdem stört er etwas die an sich schönen würzigen Schokonoten. Auch im Geschmack ist die Würze stärker als die eher hintergründigen Früchte.

Finish

Durch die Zündplättchen-Schwefeligkeit ist der Whisky etwas rau und kratzig. Der Nachklang ist daher beim 105er angenehmer und auch nachhaltiger. Hier bleibt nach der Kratzigkeit etwas Holz, die Schokolade ist weitgehend verschwunden.

Conclusion

Prinzipiell könnte der Heritage etwas mehr Tiefe als der deutlich fruchtigere 105 haben. Wahrscheinlich sind hier aber doch ein paar problematischere Fässer im Einsatz und die Schwefelnote verhindert eine elegantere Sherry-Aromatik, die dem Whisky eine bessere Perfomance verliehen hätte. Schade, der Whisky ist nicht schlecht, kann sein Potential aber nicht voll ausspielen.
Glenfarclas Distillery Speyside | © Klaus Bölling, www.boelling.de

Glenfarclas Distillery

founded: 1836 | Region: Speyside
Owner: J. & G. Grant
Capacity: 3.500.000 litres

Quelle: Ingvar Ronde, Malt Whisky Yearbook 2022

Eine der großen und ikonischen Distillerys in Schottland, nicht in Konzernhand, sondern seit Generationen im Besitz der Familie Grant. Während viele Distillerys auf NAS setzen und die älteren Jahrgänge zu Phantasiepreisen anbieten, gibt es von Glenfarclas Whiskys mit Alter und alte Whiskys zu guten Preisen. Allerdings hat die Distillery auch keine Skrupel, viertbefüllte Fässer als teures Einzelfass zu verkaufen.

Glenfarclas steht für Sherry-Whiskys und befüllt vorzugsweise Oloroso Sherry Casks. Sie bezeichnen ihre Whiskys als Highland Single Malt – die Distillery liegt aber in der Speyside. Aber klar, Speyside ist ja auch Highlands.