Springbank | aged 10 years | Distillery Bottling

Single Malt Scotch Whisky

46,0%vol. | bottled 2024 | 60 % Bourbon & 40 % Sherry Casks

un-chillfiltered

chillfiltered

natural colour

coloured

un-peated

lightly peated

cask strength

Single Cask

Springbank 10 habe ich sehr oft getastet. Es ist ja auch weitgehend der einzige halbwegs normal erhältliche Springbank. Die aktuelle 2024er Abfüllung habe ich direkt aus Campbeltown mitgebracht, wo er für umgerechnet etwa 62 € erhältlich ist. Erstaunlich, dass es deutsche Online-Händler gibt, die keine Scheu haben, ihre Kund:innen mit 90 € und mehr abzuzocken. Heute verkoste ich den Whisky vor allem, weil er gut in meine Reihe der Fifty Whiskys passen würde. Und weil es ein Whisky ist, den ich zunehmend mag …

Nosing

Im Nosing ist der Whisky zunächst recht süß mit Noten von Birnensaft und Pfirsich-Eistee. Darüber wabert aber auch eine leicht bittere Note mit etwas Holz und vielleicht einem Hauch Rauch, der aber nicht wirklich präsent ist. Und wenn er dann eine kurze Zeit steht, hat man auch etwas Campbeltown Funk, eben die typische Springbanknote mit einer Mischung aus Fischerhafen mit öligen Motoren und brackigem Wasser, die diese Whiskys schon sehr eigenständig macht.

Taste

Im Geschmack sind die 46%vol. einen Hauch zu präsent, dann kommt aber auch eine getreidig-malzige Süße, der Eistee aus der Nase wird mehr zu einem Fruchtbonbon mit sahnigen Pfirsich-Aomen, die von herberen Holzaromen und vor allem dem leichten Rauch abgefangen werden. Da sind auch ein wenig die Milch-Haselnuss-Bonbons von früher.

Finish

Auf der Zunge bleibt vor allem die leicht rauchig-schmutzige Campbeltown-Note mit einem Malzbonbon, das am Gaumen klebt. Der Whisky endet eher trocken und reif im Mund, der Rauch entwickelt am Gaumen leichte Räucheraromen.

Conclusion

Das ist ein sehr schöner Whisky, der gut trinkbar ist und durch den leichten Rauchanteil eine schöne Komplexität erhält, die die jugendlich Süße abfängt. Es ist kein sehr komplizierter Whisky, trotzdem bietet er ein Erlebnis beim Trinken, wandelt sich von fruchtiger Süße zu einem trockenen Abgang. Zudem bietet er ausreichend Ecken und Kanten, um nicht zu langweilig oder gar beliebig zu werden. Auch wenn der 15er sicherlich noch ein paar Nuancen mehr bietet – dieser 10jährige Springbank ist schon einer meiner Lieblingswhiskys. Er ist anders als der 15er – aber erbietet für mich die gleiche Qualität.

Eigentlich gehören mehrere Springbanks in die Kategorie The Fifty Whiskys. Leider erfüllen sie aber nicht die Voraussetzung, erhältlich zu sein. Der 10jährige ist – sicherlich manchmal mit etwas Mühe – erhältlich. Man kann ihn mit Aufmerksamkeit und manchmal etwas Warten auch zum normalen Preis erhalten und sollte auf keinen Fall die Flipper und Abzocker unterstützen.

Das ist auch kein Hype-Whisky – das ist ein gut gemachter, interessanter Trinkwhisky, dem der Rauch und der Campbeltown Funk eine sehr eigenständige Note verleihen. Ein wunderbarer Whisky!

Springbank Distillery, Campbeltown, Kintyre | © Klaus Bölling, www.boelling.de

The Online Scotch Whisky Awards:

Best Distillery 2021 | 2022 | 2023

Springbank Distillery

founded: 1828 | Region: Campbeltown
Owner: Springbank Distillers (J & A Mitchell)
Capacity: 750.000 litres

Quelle: Ingvar Ronde, Malt Whisky Yearbook 2024

Springbank liegt in Campbeltown auf der Halbinsel Kintyre. Hier gab es einst über 30 Distilleries – heute sind Springbank und Glengyle (die zur gleichen Besitzerfamilie gehören) und Glen Scotia geblieben. Aber weitere Brennereien werden in den nächsten Jahren an den Start gehen.

Springbank produziert drei Marken: Longrow ist stark getorft und zweifach destilliert, Springbank lightly peated und zweieinhalbmal destilliert, Hazelburn ungetorft und dreimal destilliert. Direkt auf dem Nachbargrundstück betreibt man die Glengyle Distillery, die ihre Whiskys unter der Marke Kilkerran produziert.

Springbank macht alles so, wie wir Nerds es lieben: Keine Färbung, keine Kühlfilterung, Handarbeit ohne Automatisierung, beschäftigt werden die Menschen aus der Region, das Malz wird auf eigenen Malzböden produziert, gelagert und abgefüllt wird vor Ort. So sind unsere romantischen Träume von Whisky, hier werden sie Realität.

Die Kehrseite: Natürlich werden diese Whiskys gehypt und gesammelt – das Angebot ist zu knapp, die Preise steigen, die ‚Investoren‘ wittern ihre Chance. Und alle, die diese Whiskys einfach genießen wollen, können oder wollen sie sich nicht mehr leisten. Schade um diesen guten Stoff.