Blair Athol | 2011 - 2025 | Cask Strength Collection

Single Malt Scotch Whisky

57,9%vol. | aged 13 years | 1st Fill Ruby Port Hogshead #8 | Signatory Vintage

un-chillfiltered

chillfiltered

natural colour

coloured

un-peated

peated

cask strength

Single Cask

Blair Athol gehört zu meinen Lieblingswhiskys, was ich gar nicht mal so wirklich erklären kann. Aber irgendwie verkörpern die guten Abfüllungen für mich einen Highland-Charakter, bei dem zu einer gewissen Eleganz auch immer die Ecken und Kanten kommen, die einen Whisky interessant machen. Ich war schon mehrfach dort – habe aber nie eine Führung gemacht, weil ich immer befürchte, sie erzählen auch hier die alte Diageo-Mär, dass beim Fotografieren die massive Gefahr bestehe, durch elektrische Funken, die komplette Distillery und hernach die Stadt in Flammen zu setzen. Oh, wie oft wäre Campbeltown dann schon abgebrannt. Irgendwann frage ich mal nach, ob Fotografieren mittlerweile erlaubt ist. Aber egal – die wirklich interessanten Abfüllungen kommen ohnehin von den unabhängigen Abfüllern. 

Dieser 13jährige Blair Athol wurde von Signatory in der Cask Strength Collection abgefüllt. Er reifte nicht in den obligatorischen Signatory Sherry Butts, sondern in einem 1st fill Ruby Port Hogshead. Ob es eine Vollreifung oder ein Finish war, ist nicht angegeben. Die Farbe zeigt ein schönes, rötliches Gold. Im Sommer 2025 kostet der Whisky um die 80 €. Nach all den Preistreibereien mit Preisen von über 100 € für solche Abfüllungen, erscheint mir dieser Preis weitgehend angemessen und akzeptabel, wenn die Qualität stimmt.

Nosing

In der Nase ist hier ein kräutriger Highland-Duft, den ich mit Blair Athol verbinde. Dazu kommt auch ein Holzaspekt. Dann kommen Fruchtnoten, rote Früchte, Himbeeren – nicht nur natürlich, sondern auch die Haribo-Himbeeren (wird man dort irgendwann aufwachen und sie ohne eklige Gelatine anbieten?) und die Schaum-Erdbeeren. Zumindest sind es die Assoziationen, denn es wird gar nicht zu süß, da ist etwas Bienenwachs, dann wieder holzige Kräuter. Die 57,9%vol. sind in der Nase absolut gut eingebunden.

Taste

Der erste Schluck ist kräftig, der Alkohol kommt zur Geltung, er trägt aber auch genug Aromen, um nicht zu sehr zu brennen. Mit rein paar Tropfen Wasser wird der Whisky cremiger, da ist eingekochter Fruchtkompott mit Himbeeren und Brombeeren, da sind Mirabellen mit etwas Zimt, da ist geschmolzenes Vanilleeis, dann kommt ein Hauch dunkle Trüffelschokolade mit ein paar Nüssen.

Finish

Im Finish sind ein paar unklare Noten im Hintergrund, vielleicht etwas Roughness, vielleicht leichter Funk, vielleicht aber auch ein Rest Schwefel? Der Alkohol wird erst im Nachklang präsenter mit etwas Schärfe am Gaumen. Ich kann noch nicht entscheiden, ob das nur irritiert oder stört. Am Ende entscheide ich mich gegen Schwefel und eher für etwas Funk, der zum Whisky passt.

Conclusion

Das ist gar nicht mal so einfach mit dieser Abfüllung. Im Nosing scheint alles klar zu sein, im Mund wird es komplizierter. Ich finde, der Whisky verträgt einen guten Spritzer Wasser und braucht einen kräftigen Spritzer Wasser. Dann weicht die Schärfe etwas, die aber auch sonst nicht unbedingt stört. Mit 13 Jahren hat der Whisky noch etliche rebellische Momente. Der ist auch gar nicht mal so sehr zum Süffeln nebenbei, der braucht Aufmerksamkeit und Versuche mit Wasser. Aber eigentlich wird er dann mit jedem Schluck interessanter.

Blair Castle, Blair Atholl | © Klaus Bölling, www.boelling.de

Blair Athol Distillery

founded: 1798 | Region: Highlands
Owner: Diageo
Capacity: 2.800.000 LPA

LPA: Litres of Pure Alcohol

Quelle: Ingvar Ronde, Malt Whisky Yearbook 2025

Blair Athol ist eine der meistbesuchten Distilleries in Schottland, was auch an der guten Lage in dem hübschen Ort Pitlochry an der Hauptverkehrsader A 9 liegt.

Zum Glück gibt es die typischen Highland Whiskys der Brennerei häufig bei unabhängigen Abfüllern. Diageo selbst bietet nur eine 12jährige Flora & Fauna Abfüllung, die gefärbt und kühlgefiltert ist. Der größte Anteil der Produktion geht in die Blends der Diageo-Marke Bell’s.

Signatory Vintage

Der unabhängige Abfüller wurde 1988 von Andrew Symington gegründet. Ursprünglich sollten berühmte Persönlichkeiten die Abfüllungen unterzeichnen (Signatory), was aber wohl nie stattfand.

2002 übernahm Andrew Symington die oberhalb von Pitlochry gelegene Edradour Distillery von Pernod Ricard. Dort lagern heute auch viele der Signatory Fässer, die dort auch abgefüllt werden.

Signatory ist einer der führenden unabhängigen Abfüller in Schottland und wurde mehrfach als ‚Best Independent Bottler‘ bei den OSWAs ausgezeichnet.