Edradour | aged 15 years | The Fairy Flag

Single Malt Scotch Whisky

46,0%vol. | bottled 2015 | Bourbon + Fresh Oloroso Sherry Casks

un-chillfiltered

chillfiltered

natural colour

coloured

un-peated

peated

cask strength

Single Cask

Es gibt Whiskys, die leben von der Erinnerung, die man an sie hat. Edradour 15 ‚The Fairy Flag‘ gehört dazu. Diesen Whisky hatte ich mir zu einer Zeit gegönnt, als sie Whiskyleidenschaft am Entstehen war, Edradour zu einer Lieblingsdestille wurde, weil die Whiskys einen besonderen Charakter hatten und ‚The Fairy Flag‘ den Ruf eines besonderen Sherry-Whiskys hatte. Als die Flasche irgendwann leer war, war der Whisky leider vom Markt verschwunden und in der Auktion nicht mehr bezahlbar. Nun gab es ihn bei Simple Sample – die Chance wollte ich mir nicht entgehen lassen.

Dose und Etikett sind fragwürdig, da hätte man mal einen Grafiker dranlassen sollen. Der Name geht auf einen Film zurück, in dem es um das sagenhafte Feen-Banner der MacLeods geht, das man real in Dunvegan Castle auf der Isle of Skye sehen kann. Die Geschichte kann man googlen. Edradour, Isle of Skye? Egal! Es geht um den Whisky. Der ist 15 Jahre alt, reifte acht Jahre im ex-Bourbon Barrel und dann weitere sieben Jahre in 1st fill Oloroso Fässern. Entsprechend dunkel und satt ist die Farbe.

Nosing

In der Nase ist der Sherry deutlich, er ist aber nicht zu generisch und aufdringlich, sondern kommt mit feinen Fruchtaromen und einer leichten Fruchtsäure. Da sind gelbe Pflaumen, da sind Sultaninen, da ist aber auch Kakao und etwas Marzipan. Alkohol ist nicht spürbar. Das ist eine schöne Nase.

Taste

Der Whisky ist relativ süß im Geschmack, da sind süße Kirschbonbons, Fudge und mildes Blockmalz. Nach einem einige Zeit zuvor probierten Edradour Cask Strength, wirkt er mit seinen 46%vol. aber auch ein wenig dünn. Es fehlt die Vanille-Basis der Vorreifung und die Fruchtaromen sind eher saftig als eingekocht und konzentriert. Was aber dann doch wieder meckern auf hohem Niveau ist, denn der Whisky schmeckt wirklich gut.

Finish

Im Nachklang bleiben sanftes Holz und ein cremiges Mundgefühl mit Karamell und etwas Schärfe.

Conclusion

Natürlich trügt die Erinnerung, natürlich stumpft man nach vielen Whiskys auch etwas ab. In der Erinnerung hat mich der Fairy Flag mehr geflasht als jetzt im Tasting. Vielleicht liegt das auch daran, dass der Edradour-Moment hier zu wenig zur Geltung kommt und der Whisky daher etwas zu gefällig wird. Damals hatte ich ihn für 75 € gekauft, das war viel Geld. Heutige Auktionspreise liegen bei 150 € – die würde ich nicht mehr bezahlen wollen. Ein wunderbarer Whisky ist es trotzdem, in seiner Süße, die nicht klebrig wird, sicherlich auch etwas feenhaft. 

Für mich kommt das Alter zu wenig zur Geltung, der Whisky ist ein wenig zu weich und nett. Er ist feenhaft – aber es fehlt der staubige Charakter der zerfallenden Fairy Flag auf Dunvegan Castle. Den letzten Schluck aus dem Sample werde ich auf jeden Fall genießen und es dann doch bedauern, dass es einen solchen Edradour eher nicht mehr geben wird – zumindest nicht bezahlbar. Slàinte, heben wir das Glas auf die Feen!

Edradour Distillery | © Klaus Bölling, www.boelling.de

Edradour Distillery

founded: 1825 | Region: Highlands
Owner: Signatory Vintage
Capacity: 260.000 litres

Quelle: Ingvar Ronde, Malt Whisky Yearbook 2024

Vor dem Boom neuer Distillerys und kleiner Craft Distillerys firmierte Edradour gern als Scotland’s smallest Distillerys. Heute ist sie einfach Scotland’s Little Gem, was angesichts der pittoresken Farmgebäude mit den roten Türen absolut wahr ist.

2002 kauft Andrew Symington vom unabhängigen Abfüller Signatory Vintage die kleine, oberhalb von Pitlochry gelegene Brennerei. Er entwickelt das Portfolio weiter, mit dem Ballechin kommt eine rauchige Variante dazu. Die Marke entwickelt sich vom Geheimtipp zu einem gefragten Produkt.

2018 eröffnet Symington Edradour 2 auf der anderen Seite des Baches, der durch das Gelände der Brennerei fließt. Die neue Distillery ist eine exakte Kopie der ursprünglichen Brennerei. So wird die Whiskymenge verdoppelt und der Charakter bleibt erhalten.

Leider führt der Boom zu knappen Vorräten und übertriebenen Preisen für die besonderen Abfüllungen. Das – und die Tendenz zu jungen Farbmonstern – zerstört den Charme dieser tollen Brennerei.