Glen Scotia | Double Cask - Rum Cask Finish | 2022 Edition

Single Malt Scotch Whisky

46,0%vol. | bottled 2022 | 1st fill Bourbon, 8 months Demerara Rum Barrel Finish

un-chillfiltered

chillfiltered

natural colour

coloured

un-peated

peated

cask strength

Single Cask

Ein Whisky, der das Problem mancher Abfüllungen und des Marktes deutlich macht. Gekauft habe ich das Sample Ende 2022 – wahrscheinlich, weil es ein Angebot war und aus einer meiner Lieblingsbrennereien stammt. Geöffnet habe ich bis jetzt, Ende Mai 2025, nicht, was daran liegt, dass es kein Alter trägt und ein Rum-Finish hat. Das ist so gar nicht mein Beuteschema. Eigentlich wollte ich es auch gar nicht besprechen – habe dann aber noch mal in die Base geschaut und festgestellt: Die Abfüllung ist noch immer weit verfügbar, hat einen Haufen Bewertungen und kommt nur auf knapp 83 Punkte. Interessant ist ein Blick auf die Preise. Mitte 2025 gibt es den gut verfügbaren Whisky in einer Range von 36,90 € bis 53,90 €. Das ist schon bemerkenswert. Schaut man dann in die Auktion bei Krüger, ging er aktuell für 23 € weg. Was hat sich Glen Scotia bei der Abfüllung dieser Flasche gedacht? Warum macht man das?

Nosing

Der Whisky ist von der Farbe her hell. Das spiegelt ich auch im Nosing wieder. Da sind die typischen Rauen Birnen, da ist etwas Apfel. Dazu kommen dann süße Noten aus dem Rum-Fass, tropische Früchte, vor allem Ananas. Das ist aber vor allem jung, da ist eine roughe Note, die hier aber nicht Campbeltown-Funk oder anderer gewünschter Schmutz ist, sondern eher ein mineralisches, unreifes Aroma. Trotzdem ist die Nase gar nicht so schlecht, die süßen Ananas-Assoziationen und der kandierte Rum-Zucker machen irgendwie auch Spaß.

Taste

Im Geschmack setzt sich dieser Spaß leider nicht unbedingt fort, da hier die jungen Aromen nicht völlig zu kaschieren sind. Da ist etwas Holz, da ist wenig Frucht – dafür kommen aber eher bittere Aspekte.

Finish

Im Finish bietet der Whisky zu wenig an, die Aromen sind nicht nachhaltig genug, dafür bleibt etwas Bitterkeit am Gaumen.

Conclusion

Eigentlich ist der Whisky gar nicht so schlecht, es gibt Abfüllungen, bei denen die Jugend schlimmer durchschlägt. Trotzdem ist es ein unnötiger Whisky, ein Whisky, der noch nicht fertig ist. Wer will davon schon eine ganze Flasche trinken? Was macht ein Händler, der den im Regal lungern hat? Abwarten, ob irgendwann jemand kommt, der Bock auf ein helles Rum-Finish ohne Altersangabe hat und dafür 55 € auf den Tresen legt? Schwierig. Ich habe das Sample eher nebenher weggesüffelt. Das geht ganz gut. Aber hier gibt die Auktion klar die Preisempfehlung: dieser Glen Scotia sollte auf keinen Fall mehr als 30 € kosten. Und auch dann braucht ihn eigentlich niemand …

Kintyre Peninsula | © Klaus Bölling, www.boelling.de

Glen Scotia Distillery

founded: 1832 | Region:  Campbeltown
Owner: Loch Lomond Group (Hillhouse Capital)
Capacity: 800.000 LPA

LPA: Litres of Pure Alcohol

Quelle: Ingvar Ronde, Malt Whisky Yearbook 2025

Drei Distilleries sind von den 1825 etwa 30 Brennereien übriggeblieben. Auch wenn vor allem Springbank gehypt wird – Glen Scotia hat sich in den letzten Jahren zu einem echten Tipp entwickelt. Noch sind die Whiskys bezahlbar und verfügbar. Aber sie geraten leider immer mehr in den Fokus.

Aktuell gehört die Brennerei zur Loch Lomond Group, die wiederum der chinesischen (Hongkong) Kapitalgesellschaft Hillhouse Capital gehört.