Glen Scotia | Seasonal Release 2022 | aged 12 years

53,3%vol. | bottled 2022 | 1st Fill Bourbon & 1st Fill Amontillado Butt

un-chillfiltered

chillfiltered

natural colour

coloured

un-peated

peated

cask strength

Single Cask

Glen Scotia ist eine Brennerei, die vom Campbeltown Hype zum Glück bisher nur gestreift wird und die von ihren besonderen Abfüllungen meist auch ausreichend Flaschen auf den Markt bringt, um nicht sofort ausverkauft zu sein. So gibt es vom 2022er Seasonal Release 14.000 Flaschen. Dieses ungetorfte Release bekam nach einer initialen Reifung im1st Fill Bourbon Cask ein 12monatiges Finish in Amontillado Fässern. Amontillado ist ein Sherry, der zunächst mindestens 3 Jahre unter einem Hefeflor geschützt vor Oxidation reift und danach mindestens 3 weitere Jahre oxidativ ausgebaut wird. Das sollte die Fässer von den gewöhnlichen seasoned Casks in der Qualität unterscheiden.

Nosing

Im Nosing kommen reife Wein- und Fruchtnoten, gelbe Pflaumen und Mirabellen, Weincreme und leichtes Holz. Der Alkohol bleibt schön im Hintergrund. Etwas herbe Schokolade mit gerösteten Haselnüssen ist auch vorhanden. Es sind feine Sherry-Aromen, die nicht aufgesetzt wirken. Im Nosing ist er schön komplex und ausgewogen zwischen weiniger Frucht und herber Trockenheit.

Taste

Im Geschmack bleibt der Campbeltown-Charakter im Hintergrund, ist aber spürbar und gibt den Fruchtaromen Tiefe und einen leicht maritimen Aspekt. Der Whisky ist im Mundgefühl ölig und süß, die Süße wird aber im Geschmack von herb-schokoladigen Fass-Aromen abgefangen. Die dunkle Schokolade mit gerösteten Nüssen ist auch im Geschmack vorhanden, dazu kommt der leichte Funk. Die Aromen entfalten sich auf einer Basis von Vanille und gutem Holz. Und ein paar Tropfen Wasser kann der Whisky auf jeden Fall gut gebrauchen und wegstecken ohne wässrig zu werden. Beim genaueren Hinschmecken ist auch Schwefel vorhanden, der nicht direkt stört, aber auch nicht da sein müsste … Die Klasse aus dem Nosing kann er im Geschmack leider nicht ganz halten.

Finish

Es bleibt nussiges Vanille-Holz mit dezent maritimen Noten.

Conclusion

Ein schöner Whisky, der sich nicht beim ersten Schluck entfaltet, dann aber aufbaut und auch mit schönen Aromen am Gaumen haften bleibt. Das Finish hat den Whisky nicht erschlagen, sondern eine feine Nuance gegeben. Ein wunderbarer Whisky, der die Klasse von Glen Scotia unterstreicht: unaufgeregt, klassisch, fein – aber eben auch mit der herben Meeresbrise, die zur Kintyre Halbinsel dazu gehört. Aber am Ende klaue ich ihm in der Bewertung doch wieder einen Punkt für den Schwefel …

Dunadd, Argyll and Bute | © Klaus Bölling, www.boelling.de

Glen Scotia Distillery

founded: 1832 | Region:  Campbeltown
Owner: Loch Lomond Group (Hillhouse Capital)
Capacity: 800.000 litres

Quelle: Ingvar Ronde, Malt Whisky Yearbook 2022

Drei Distillerys sind von den 1825 etwa 30 Brennereien übriggeblieben. Auch wenn vor allem Springbank gehypt wird – Glen Scotia hat sich in den letzten Jahren zu einem echten Tipp entwickelt. Noch sind die Whiskys bezahlbar und verfügbar. Aber sie geraten leider immer mehr in den Fokus.

Aktuell gehört die Brennerei zur Loch Lomond Group, die wiederum der chinesischen (Hongkong) Kapitalgesellschaft Hillhouse Capital gehört.