Edradour | 2010 - 2021 | Bourbon Cask Matured

59,1%vol. | aged 10 years | bottled for Kirsch Import | Distillery Bottling

un-chillfiltered

chillfiltered

natural colour

coloured

un-peated

peated

cask strength

Single Cask

Im Winter 2022 sind drei Edradour-Abfüllungen erschieden, die bereits seit mehr als einem Jahr in der Flasche sind. Dieser im Bourbon Fass klassisch gereift Whisky ist laut Etikett exklusiv für Kirsch Import abgefüllt worden. Er hat eine wunderbar goldgelbe Farbe, das Fass war also noch nicht ausgelutscht. Ob ein zehnjähriger Whisky aus dem Bourbon Cask tatsächlich 80 € kosten muss?

Nosing

In der Nase ist der Whisky kräftig, hat nicht nur die klassischen Vanille-Aromen, sondern auch eine holzige Würzigkeit mit kräftigem, angerösteten Malz, Rübenkraut (Zuckerrübensirup) und Kräutern. Der Alkohol sorgt dabei für eine frische Menthol-Komponente.

Taste

Der Whisky ist cremig im Mund, hat keine Fehlnoten – ist aber auch nicht wirklich komplex. Bei 59,1%vol. braucht er etwas Wasser, das lockt aber auch nur bedingt die Aromen hervor. Auf der Zunge sind die im Aroma wunderbaren Malznoten weniger vorhanden, hier sind es eher getrocknete Kräuter und etwas Holz, unterlegt mit Vanille und einem Hustenbonbon mit Honig. Dabei ist er allerdings nicht zu süß.

Finish

Der Nachklang ist nicht sehr nachhaltig, vielleicht etwas Schweizer Kräuterzucker. Der Whisky entfaltet seine Aromen im Geruch besser als im Geschmack.

Conclusion

Das ist ein guter Whisky, der mit 10 Jahren noch nicht den Höhepunkt seiner Reifung erlangt hat. Die Aromen versprechen in der Nase mehr Komplexität und Tiefe als sich dann im Mund entfalten kann. Die Frage, ob dieser Whisky tatsächlich 80 € kosten muss, ist damit beantwortet. Scheinbar muss er das. Aber kaufen muss man ihn dafür nicht.
Edradour Distillery | © Klaus Bölling, www.boelling.de

Edradour Distillery

founded: 1825 | Region: Highlands
Owner: Signatory Vintage
Capacity: 260.000 litres

Quelle: Ingvar Ronde, Malt Whisky Yearbook 2023

Vor dem Boom neuer Distillerys und kleiner Craft Distillerys firmierte Edradour gern als Scotland’s smallest Distillerys. Heute ist sie einfach Scotland’s Little Gem, was angesichts der pittoresken Farmgebäude mit den roten Türen absolut wahr ist.

2002 kauft Andrew Symington vom unabhängigen Abfüller Signatory Vintage die kleine, oberhalb von Pitlochry gelegene Brennerei. Er entwickelt das Portfolio weiter, mit dem Ballechin kommt eine rauchige Variante dazu. Die Marke entwickelt sich vom Geheimtipp zu einem gefragten Produkt.

2018 eröffnet Symington Edradour 2 auf der anderen Seite des Baches, der durch das Gelände der Brennerei fließt. Die neue Distillery ist eine exakte Kopie der ursprünglichen Brennerei. So wird die Whiskymenge verdoppelt und der Charakter bleibt erhalten.

Leider führt der Boom zu knappen Vorräten und übertriebenen Preisen für die besonderen Abfüllungen. Das – und die Tendenz zu jungen Farbmonstern – zerstört den Charme dieser tollen Brennerei.