Caol Ila | aged 11 years | A Dream of Scotland

57,2%vol. | bottled 2022 | "Astronaut" | German Red Wine Finish | Brühler Whiskyhaus

un-chillfiltered

chillfiltered

natural colour

coloured

un-peated

peated

cask strength

Single Cask

Es gibt viele wunderbare Caol Ilas aus der A Dream of Scotland Serie des Brühler Whiskyhauses. Dieser ist 11 Jahre alt, wurde nach der Reifung in einem Refill Bourbon Hogshead in einem deutschen Rotwein-Fass gefinisht und war für knapp unter 90 € erhältlich. Das ist ein Wort – aber im Vergleich mit den beiden anderen Caol Ilas in diesem Tasting und vor allem einen weiteren aktuellen Caol Ila mit einem Astronaut auf dem Cover, ebenfalls im deutschen Rotwein-Fass gefinisht, aber nur 6 Jahre alt und in der 0,5l Flasche 10 € teuerer als dieser aus der 0,7l Flasche, ist er tatsächlich fair bepreist. Diageo verknapp und verteuert die Caol Ilas, das merken auch die unabhängigen Abfüller. Schade, aber der Konzern ist angetreten, die Whiskyfans zu melken …

Nosing

In der Nase kommen verschiedene Noten. Da ist natürlich zunächst die Caol Ila Rauchigkeit, die wärmer und holziger ist, als die der Destillen von der Südküste. Es kommen Früchte, helle Kirschen, Pfirsich, Mirabellen. Und es kommt trockener Rotwein, der zusammen mit dem Rauch für einen herben Grundcharakter sorgt, sodass die Früchte wenig Süße entwickeln können. Insgesamt ist der Whisky rauchig und aschig.

Taste

Im Geschmack kommt eine leichte Schärfe trotz zugefügtem Wasser, die sicher auch vom Alkohol kommt, aber mehr ist, als einfaches, spritiges Brennen. Da hat sicherlich auch das Holz noch einen pfeffrigen Einfluss. Insgesamt ist der Alkohol gar nicht schlecht eingebunden. Auch im Geschmack ist die Süße zurückhaltend und der Fokus liegt auf dem Rauch, untermalt von Rotwein und etwas Nussschokolade. Es ist mehr der holzige Rauch und nicht das speckige Räucheraroma, dazu kommt eine leicht saure Fruchtkomponente mit Zwetschen und unreifen Brombeeren, die aber im Hintergrund bleibt.

Finish

Rauch, etwas Schokolade und herbe Nussschalen bleiben im Nachklang, der sich eher trocken entwickelt und damit auch an den Rotwein erinnert. Es bleibt ein pfeffrig-nussiger Rauch.

Conclusion

Das ist ein guter Whisky – aber es gab beindruckendere Caol Ilas aus dem Brühler Whiskyhaus. Das liegt sicherlich auch an der Nachreifung im deutschen Rotweinfass. Der deutsche Rotwein ist nicht für die üppigen Aromen bekannt. Und natürlich entfaltet sich der Caol Ila Rauch besonders gut mit einem spanischen Sherry-Fass, dass süße und satte Aromen beisteuern kann. Dieser Whisky erinnert an einen trockenen deutschen Rotwein mit feiner Säure, der lecker ist, nach dem man sich dann aber doch einen satteren und dichteren Chianti oder Bordeaux wünscht.

In dieser Tasting-Reihe jedenfalls ist es der günstigste teure Whisky und der einzige, der überzeugen kann.

Port Askaig, Isle of Islay | © Klaus Bölling, www.boelling.de

Caol Ila Distillery

founded: 1846 | Region: Islay
Owner: Diageo
Capacity: 6.500.000 litres

Quelle: Ingvar Ronde, Malt Whisky Yearbook 2023

Die größte Brennerei der Isle of Islay produziert für die Blends von Diageo die Whiskys, die Tiefe und Struktur geben. Aber auch eine eigene Range von Single Malts wird zunehmend gehypt.

Die wirklich guten und herausragenden Abfüllungen finden sich dabei wie so oft bei Diageo bei den unabhängigen Abfüllern, die auf die Färbe- und Filtertricks der Industrie verzichten, dafür aber über die guten Fässer verfügen.

Das Brennhaus wurde Anfang der 1970er Jahre neu gebaut und hat eine große Fensterfront vor den Brennblasen, durch die man über den Sound of Islay zur nahen Nachbarinsel Jura blickt.

Brühler Whiskyhaus

Das Brühler Whiskyhaus ist durchaus ein eigenständiger deutscher unabhängiger Abfüller. Marco Bonn hat eigene Fässer, die in Schottland lagern und die er individuell finisht und reift. Er ist also nicht nur auf Broker angewiesen, sondern kann auf eigenen Stock zurückgreifen. Das führt zu eigenständigen und interessanten Abfüllungen, die über eine verschworene Internet-Community schnell vergriffen sind und – sicherlich auch aufgrund der eigenständigen, manchmal provokativen Label – stark gehypt werden. Gute Abfüllungen!