Glen Scotia | aged 9 years | Campbeltown Malts Festival 2024

Single Malt Scotch Whisky

56,2%vol. | bottled 2024 | First-Fill Bourbon + Fino Sherry Finish

un-chillfiltered

chillfiltered

natural colour

coloured

un-peated

peated

cask strength

Single Cask

Am dritten Tag des Campbeltown Malts Festivals geht es hinüber zu Glen Scotia.

Zum Campbeltown Malts Festival bringt Glen Scotia in jedem Jahr eine Abfüllung heraus, die nicht nur beim Festival selbst verkauft wird, sondern in einer ausreichenden Auflage abgefüllt wird, um auch in den Shops weltweit zur Verfügung zu stehen. In diesem Jahr ist es ein neun jähriger Whisky, der nach einer initialen Reifung in 1st fill Bourbon Barrels für mindestens sechs Monate in Fino Sherry Casks nachgereift wurde. Farblich ist der Whisky gold-gelb, was gut zu den Bourbon Barrels passt.

Nosing

Im Nosing kommt staubige Vanille, etwas Puder mit mineralischen Aspekten. Der Whisky riecht nicht süß, sondern trocken mit Malz und strohigem Getreide. Es sind Fruchtnoten vorhanden, die eher an herbe, unreife Früchte erinnern, dann kommt auch trockener Kakao mit etwas Bitterkeit. Manchmal tritt der Alkohol mit einer Haarwasser-Note in der Vordergrund, er ist aber nicht stechend.

Taste

Im Geschmack benötigt der Whisky Wasser, der Alkohol ist auf der Zunge auffälliger als im Nosing. Er hat eine cremige Struktur, da ist vor allem die Vanillecreme, mehr als Mundgefühl, weniger im Geschmack. Der Alkohol bleibt stark. Insgesamt fährt der Whisky mit angezogener Handbremse, die Aromen entfalten sich schlecht. Kurz kommt eine leichte Röstnote, vielleicht auch etwas Marzipan. Der Campbeltown Funk finde ich nicht, blind würde ich den Whisky wohl nicht auf der Kintyre Halbinsel verorten.

Finish

Trotz Wasser ist im Nachklang noch immer Alkohol vorhanden, etwas Holz ist da. Der Whisky hat eine eher bittere Grundtendenz.

Conclusion

Vielleicht hat dieser Glen Scotia ein Alkoholproblem. Die Aromen wollen sich entfalten, dann schlägt der Alkohol zu und verdrängt sie. Das ist eine schwierige Festivalabfüllung, sie ist zu jung, der Alkohol ist nicht gut eingebunden und das Fino Finish führt zu keinem runden Geschmackserlebnis. Das ist eine Festivalabfüllung, die ich eher enttäuschend finde. Wahrscheinlich wäre sie mit ihren neun Jahren besser, wenn man den getorften Newmake genommen hätte. Irgendwie ist dieser Whisky noch nicht fertig.
Glenbarr Abbey, Kintyre | © Klaus Bölling, www.boelling.de
Glen Scotia bringt in jedem Jahr zum Campbeltown Malts Festival eine besondere Abfüllung auf den Markt. Und dieser besondere West Coast Whisky gehört dann auch hier an die Bar. Die Abfüllungen werden in ausreichender Stückzahl aufgelegt, um nicht sofort vom Markt zu verschwinden oder zu unverschämten Preisen gehandelt zu werden. Hoffentlich bleibt dies auch in den nächsten Jahren so – denn dies ist bisher immer ein Whisky, der den besonderen Campbeltown Charakter widerspiegelt und auf jeden Fall in eine gute Whisky Bar gehört. Slàinte!

Glen Scotia Distillery

founded: 1832 | Region:  Campbeltown
Owner: Loch Lomond Group (Hillhouse Capital)
Capacity: 800.000 litres

Quelle: Ingvar Ronde, Malt Whisky Yearbook 2024

Drei Distillerys sind von den 1825 etwa 30 Brennereien übriggeblieben. Auch wenn vor allem Springbank gehypt wird – Glen Scotia hat sich in den letzten Jahren zu einem echten Tipp entwickelt. Noch sind die Whiskys bezahlbar und verfügbar. Aber sie geraten leider immer mehr in den Fokus.

Aktuell gehört die Brennerei zur Loch Lomond Group, die wiederum der chinesischen (Hongkong) Kapitalgesellschaft Hillhouse Capital gehört.