Edradour | aged 12 years | Cask Strength Batch #2

Single Malt Scotch Whisky

57,6%vol. | 2011 - 2023 | 1st Fill & 2nd Fill Oloroso Sherry Butts 201, 214, 215, 219 | Distillery Bottling

un-chillfiltered

chillfiltered

natural colour

coloured

un-peated

peated

cask strength

Single Cask

Natural Cask Strength Abfüllungen hat Edradour in den letzten Jahren oft in den sogenannten Ibisco Dekantern als Einzelfassabfüllung auf den Markt gebracht. In den letzten Jahren waren das oft tief dunkle Sherry-Brühen, die mich nicht mehr überzeugt haben. 2023 gab es nun zwei 12jährige Batch-Abfüllungen aus mehreren Fässern, die in der normalen Edradour Abfüllung kamen und preislich unter 100 € blieben. Auch farblich waren sie etwas normaler als die Dekanter-Abfüllungen – und trotzdem ist auch dieses Batch #2 tief dunkeles Kupfer. Batch #1 hat mir gut gefallen.

Nosing

Das ist ein Sherry-Monster, keine Frage. Aber es kommt auch der robuste Edradour-Charakter zum Tragen, die etwas roughe, mineralische Note. Dazu kommen eingedickte Früchte, Trockenobst, Rosinen und vor allem trockene Aprikosen. Zu den Früchten gesellt sich eine schöne, würzige Kräuternote mit Estragon und Thymian und dunkler Waldhonig. Dabei ist der Whisky nicht zu süß, es kommen Malz und dunkler Kakao mit kandierten tiefroten Süßkirschen. Über dieser Süße liegt dann noch ein leicht staubiger Aspekt, vielleicht auch etwas unangezündeter Zigarrentabak.

Taste

Im Mund ist der Whisky kräftig, der Alkohol schiebt – trägt dabei aber auch dichte Aromen mit sich, sodass er nicht zu sehr brennt. Trotzdem kann/muss etwas Wasser zugegeben werden. Der Whisky ist ölig im Mund, er hat eine süße Textur, die Süße wird aber nicht penetrant, denn dann kommt eine gute, nicht muffige Holznote. Das sind Früchte in einem satten, feuchten Schokoladenkuchen, dazu kommt der Geruch einer feuchten Tweedkappe und ein gesägter Eichenbalken liegt im Hintergrund. Nussigkeit kommt eher aus den Nussschalen als aus den Kernen.

Finish

Es bleibt Holz im Nachklang, das aber nicht zu dominant wird und nicht muffig ist. Am Gaumen sind die Aromen von sonnenwarmen Kräuterbüschen. Da ist aber auch eine schweflige Assoziation, die hier nicht stört und eher durch die Worm Tubs bedingt ist.

Conclusion

Das ist Sherry-Whisky mit Charakter, der in Fässern lag, die ihn nicht total dominiert haben. Die Ibisco Dekanter hatten bei mir zuletzt oft die Assoziation von Holz-Sirup geweckt. Das ist hier nicht der Fall, das Holz ist kräftig und gut. Das ist ein Highland Whisky, der dicht und fruchtig ist, dazu aber robust und leicht rough daher kommt. Da ist die Andeutung von Funk, noch nicht dreckig, aber mit mineralischem Staub. Ein Whisky für den herbstabend im tiefen Sessel mit Blick auf den Sonnenuntergang in den Cairngorm Mountains. Und wenn man gerade nicht dort sein kann? Irgendwie schmeckt man sie und die untergehende Sonne in diesem Whisky. Wenn dieser Whisky die schwierigen Einzelfässer im Dekanter ersetzt – well done! Die Abfüllung zeigt, dass es Sinn macht, 1st fill und 2nd fill zu einem guten Gesamtergebnis zu kombinieren.

Ich nehme diesen  Edradour  exemplarisch in die Fifty Whiskys auf, meine also nicht nur dieses Batch #2, sondern auch die (hoffentlich) folgenden Batches des Edradour 12 Cask Strength.

Dies ist ein gutes Konzept, 12 jährige Whiskys in Cask Strength als originales Batch der Distillery auf den Markt zu bringen. Solange diese Whiskys zu einem anständigen Preis auf den Markt kommen, sind sie absolut wert in die The Fifty Whiskys aufgenommen zu werden.

North West Highlands | © Klaus Bölling, www.boelling.de

Hier stand lange der Glendronach Revival, der für mich einer der besten Sherry-Whiskys war. Seit Brown Forman übernommen hat, ist das vorbei, Zeit sich von der Brennerei zu trennen.

Zum Glück bringt Edradour endlich einen 12jährigen, olorosogereiften Whisky in Fassstärke. Abgefüllt wird in einzelnen Batches, deren Qualität sicherlich schwanken wird. Die beiden ersten Batches haben mich überzeugt, das ist der Sherry-Whisky, den ich an der Bar haben möchte, weil er die leichte Edradour Roughness hat und ein wunderbarer Highland-Whisky ist.

Edradour Distillery

founded: 1825 | Region: Highlands
Owner: Signatory Vintage
Capacity: 260.000 litres

Quelle: Ingvar Ronde, Malt Whisky Yearbook 2024

Vor dem Boom neuer Distillerys und kleiner Craft Distillerys firmierte Edradour gern als Scotland’s smallest Distillerys. Heute ist sie einfach Scotland’s Little Gem, was angesichts der pittoresken Farmgebäude mit den roten Türen absolut wahr ist.

2002 kauft Andrew Symington vom unabhängigen Abfüller Signatory Vintage die kleine, oberhalb von Pitlochry gelegene Brennerei. Er entwickelt das Portfolio weiter, mit dem Ballechin kommt eine rauchige Variante dazu. Die Marke entwickelt sich vom Geheimtipp zu einem gefragten Produkt.

2018 eröffnet Symington Edradour 2 auf der anderen Seite des Baches, der durch das Gelände der Brennerei fließt. Die neue Distillery ist eine exakte Kopie der ursprünglichen Brennerei. So wird die Whiskymenge verdoppelt und der Charakter bleibt erhalten.

Schade ist, dass Edradour nach der Pandemie aufgrund fehlender Arbeitskräfte für Besucher:innen nicht mehr geöffent ist.